Schlaf

Schlaf
fast friedlich
durchweht meine Gedanken
deine schwere Schwärze
oft schon
wehrte ich mich
gegen deine Umarmung
wandte mich ab
wie ein enttäuscht Liebender
nun aber
sehne ich mich nach dir
oder vielmehr
höre ich
wie meine Stimme nach dir ruft
nimm mich mit
ins dunkle Vergessen
Freund
oder Bruder
entführe mich dem Schmerz
meiner gezählten Tage

Vergangenes

Vergangenes
das mich einholt
eine Stimmme
die meinen Namen ruft
ein Blick
unabwendbar
oder doch ein Lächeln
das mich verwundet
nein
ich erinnere mich nicht
warte bloß
sehe zu
wie die Welle mich umspült
die Flut
meiner verlorenen Zeit
hier und jetzt

berauscht

berauscht
von den Farben
der Nacht
den Lichtern
auf der Haut
deines Schweigens
ich drehe mich im Kreis
meine Augen
in deinem Herzen
verschlossen
gestern
das ist anderswo
Erinnerungen
angehäuft zu Maulwurfshügeln
dein Name
eine Falte in der Zeit
der Flügelschlag
eines blinden Wurms

ein Schritt

ein Schritt
um ein Leben auszulöschen
manchmal genügt schon
ein Gedanke
oder ein Moment
der Gedankenlosigkeit
Blinde
sind wir
unsere Augen weit geöffnet
wiegen wir uns in Sicherheit
ahnungslos
tanzen wir auf dem Seil
in luftiger Höhe
haltlos
stehen wir auf dem Gipfel
weit und breit
nichts
als Abgrund

unser Leben

unser Leben
hinter einem Zaun
friedlich
die Idylle
perfektes Abbild der Menschheit
spielende Kinder
Männer und Frauen
in Schutzanzügen
Greise
hinter verschlossener Tür
wer kennt noch seinen Namen
oder weiß
woher er kommt
welches Lied
pfeifen die Spatzen von den Dächern
unser Traum vom Glück
ausgeträumt
seit es kein Erwachen mehr gibt

die Weisheit

die Weisheit
in deinem Schweigen
in allem
was du nicht preisgibst
deine Antworten
niemals
erblicken sie das Licht der Welt
oder vielmehr
ihr undurchdringliches Dunkel
kannst du mich sehen
winzig
im Angesicht der Leere
zwischen den Schlägen deines Herzens
Stille
nicht ein einziger Gedanke
an mich verschwendet

hinter den Dingen

hinter den Dingen
als ob es so einfach wäre
die Wirklichkeit
eine leere Hülle
verschleierte Braut
bist du nichts als Maske
schwarzer Schatten
im nächtlichen Wald
hinter deinem Lächeln
das Ende der Welt
unscheinbar
auf leisen Sohlen
wie eine graue Wolke
den Tod im Gepäck
das Verderben
des letzten Liebenden
unerwartet
bis in alle Ewigkeit

du hättest

du hättest
als noch Zeit gewesen ist
kurz bevor
die Wirklichkeit zerbrach
ein einziges Wort genügte
ein Wink mit dem Zaunpfahl
damals
um Fluten zu teilen
Vogelnester zu plündern
dein Augenzwinkern
ließ die Erde beben
ließ Städte einstürzen
machte Berge zu Tälern
oder umgekehrt
nun hast du deinen Platz gefunden
zwischen Sternen
im Sandkasten meiner Sehnsucht
begraben

dunkler

dunkler
mit jedem Atemzug
der Nacht entgegen
während die Zeit stillsteht
Schritt für Schritt
auf den Abgrund zu
regungslos
kein Entkommen
aus dem Schlafsaal des Denkens
die Wände
undurchdringlich
aus verblassten Erinnerungen
niemand
der mir die Hand reicht
Ertrinkender
sinke ich auf den Grund
meine Augen schließen sich
wo ich gewesen bin
nichts zu sehen

in mich hinein

in mich hinein
die Welt
mit all ihren Farben
ihren ungezählten Toden
ihrem Glück
und doch bleibt von alldem
nur ein schwarzer Stein
manchmal
ein Gedicht
das sich fest um mein Herz schnürt
hin und wieder
ein Seufzer
der sich öffnet
wie ein Fallschirm
eine Blume
bevor sie zu welken beginnt
das Leben
erkaltete Lava
jetzt und hier
das muss woanders sein