Der lange Weg

Der lange Weg zum kurzen Glück – und zurück: ins dumpfe Treiben der Langeweile und Gleichgültigkeit. Zurück in die Eintönigkeit unseres schwarzen Schlafs. Ins bedeutungslose Dämmern unseres einzigartigen Lebens. Keine Tür, die hinausführt, allenfalls ein flüchtiger Blick aus dem vergitterten Fenster. Wir kommen wieder, kehren an den Ort des Verbrechens zurück, weil wir niemals wirklich fort waren. Gefangen in der Geborgenheit, verschollen im Hier und Jetzt. Wir richten uns ein in der Ausweglosigkeit, spähen verstohlen über den Tellerrand, nur um uns sogleich wieder an den gedeckten Tisch zu setzen. Wir wissen nicht einmal, wann wir gestorben sind.

Die letzten Tage

Die letzten Tage des Jahres, nichts Außergewöhnliches, keine besonderen Vorkommnisse, nur der Anschein des ewig gleichen Weltuntergangs, sonnig und mild, fast scheinheilig. Gedanken an Abschied, doch das wäre verfrüht – und wovon auch wollte man sich verabschieden? Die letzten Tage, das sind Wochen, Monate, Jahre. Eine kleine Ewigkeit, die uns zermürbt: diese unheilvolle Mischung aus Ahnungslosigkeit und Langeweile.

Große Neuigkeiten

Große Neuigkeiten gibt es kaum, wenn man ganz am Rand steht, wo eine kleine Bewegung genügt, um einen Weltuntergang zu verursachen. Man besinnt sich auf das Wesentliche – das immer schon da war, die schlichten Wahrheiten des eigenen Lebens, so zerbrechlich und unbedeutend. Die urtümliche Gewalt eines einzigen Atemzugs. Die bleierne Schwere meiner Lider. Das Beben meines Herzschlags. Das unstillbare Verlangen nach Langeweile.

Unterwegs

Unterwegs durch nicht enden wollende Nacht, allein auf einer hell erleuchteten Straße, die mich durch versteinerte Schwärze führt. Dumpfe Langeweile in Gedanken an einen unbemerkt verstrichenen Tag. Keine Zeit mehr, die mich in der Welt hielte, kein Himmel, der mich zu Boden drückt, kein Mensch, dem ich ausweiche. Nur die spitzen Schritte eines Schattens. Dem Vergessen auf der Spur. Zerrissen die papierne Stille meines Herzschlags.

Schöne Grüße

Schöne Grüße aus den unsäglichen Tiefen meiner Langeweile, ein Vogel, der eine Wolke durchbohrt auf dem Weg ins Vergessen, gedankenlos, unschuldig auf seiner Reise ohne Anfang und Ende. Mein Hilfeschrei wie eine Postkarte aus farbenfroher Fremde: eben noch bin ich dort gewesen, wo jetzt bloß noch schwarze Leere klafft. Mensch ohne Gedächtnis, nackt in den Wäldern der Kindheit – unerhört bleibt das Flehen deiner toten Augen, ziellos deine wankenden Schritte. Deine Worte wie Steine an einem Abhang, wenn der Morgen schon graut.

Die Welt in Farbe

Die Welt in Farbe, schön bunt, fast schon zu grell aus dem Innern leuchtend – eine schillernde Blüte in Erwartung des Frühlings. Eingemottet nun der graue Mantel der Trübsal, die Wollsocken der Trauer – ein erster Sonnenstrahl zaubert dem Garten ein leises Lächeln ins Gesicht und lockt die Schläfer ins Freie. Das ewige Warten hat nun ein Ende, vorbei die Qualen der Langeweile, das dunkelste Loch trägt wieder den Keim der Erleuchtung in sich, der entlegenste Winkel scheint erneut mit Leben gefüllt. Fast könnte man erschrecken: zum Glück verdammt sind wir, wie Schmetterlinge an den Himmel genagelt.

So friedlich die Sterne

So friedlich die Sterne an einem schwarzen Himmel aus Asche und Blut. Glühwürmchen der Hoffnung in unerreichbarer Ferne – eure Abwesenheit lässt uns träumen, während wir uns in den Irrgärten des Schlafs verlieren. Krieger sind wir, Ohnmächtige. Wir glauben an die Kraft der Zerstörung. Die Reinheit des Opfers. Wir vergießen unsere Freude auf den Schlachtfeldern der Langeweile. Erst im Streit sind wir uns näher. Dabei genügte ein Blick in den Spiegel, um zu vergessen. Erleuchtete sind wir, noch immer ahnungslos, aus Tränen gemacht.

Wohin das führt

Wohin das führt, kann ich nicht sagen, es führt zu nichts, es führt in die Irre, zurück an den Anfang, an den Ursprung, in die Irre, zurück in die Endlosigkeit, die Langeweile. Ist es denn möglich, kein Ziel zu haben? Ist es möglich, ohne ein Ziel überhaupt zu beginnen? Ist es möglich, ohne Poesie zu sein? Die Worte sind ohne Bestimmung, verlieren sich, verschwenden ihre Bedeutung. Richtungslos verströmen sie ihren Gesang, ganz ohne ein Verlangen. Regentropfen in der verborgenen Schatzkammer der Stille. Ich beginne damit, einen Vogelkopf in die Luft zu zeichnen, und doch werde ich niemals fliegen können.