Mit der Wand durch den Kopf

Mit der Wand durch den Kopf, wenn nichts mehr geht oder nichts mehr von Bedeutung ist. Am Ende nichts als Schweigen im Walde, das Exil der Stille, dem schnöden Tageslicht verborgen. Nichts als stumme Blicke, die von den Dingen abperlen, dem Wirklichen fremd wie das Geräusch einer fallenden Feder auf befahrener Straße, mitten in der Stadt vielleicht – oder einfach nur in meiner Vorstellung. Seltsam, wie alles sich mir zuwendet, als würden der Leere Ohren wachsen, nur um meinen zaghaften Schritten zu lauschen, meinem stockenden Atem – meiner Sprachlosigkeit.

Sternenhimmel

Sternenhimmel über mir, schlicht und ergreifend. Eine Welt irgendwo da draußen, unnahbare Schönheit, noch nicht zum Leben erwacht, während ich – hier unten – mit meiner Müdigkeit ringe, dem Schlaf trotze und meine Träume auf Reisen schicke. Mein Blick geht ins Leere. Nicht die leiseste Ahnung, was mich dort, wo nichts zu sein scheint, erwartet, nichts, denke ich, nur die kalte, geduldige Unerreichbarkeit. Müßig, solchen Gedanken nachzuhängen – mit einer schwarzen Wolke im Herzen. Das fahle Licht in der Ferne schwindet, während mein Kopf zu Boden fällt.

Überlebensgroß

Überlebensgroß und in Farbe – soeben dem Schaumbad des Wirklichen entstiegen, umweht von einem Hauch welkender Schönheit: das Ende des Tages. Tatsächlich vergeht nun, was vor einer Ewigkeit begann, unbemerkt oder schon vergessen – im Augenblick der Geburt. Niemand sieht hin, weil es nichts zu sehen gibt. Anders ausgedrückt, zum Sehen braucht es eine ganze Welt hinter den Augen, vom spärlichen Licht, das durch die Ritzen dringt, erleuchtet. Nichts dergleichen. Das Vergehen verkommt zu einem beschaulichen Schwinden, nicht der Rede wert. Einsam auf seinem Hügel: der letzte Betrachter, den trüben Blick in die Leere gerichtet, die geblieben ist – seit jeher, unverändert.

Aussichtslos

Aussichtslos der Blick aus dem Fenster auf eine menschenleere Straße voller Geschäftigkeit und Geschwätz. Gefangen im Innern einer Luftblase mit Wänden aus Beton, vertreibe ich mir die Zeit mit dem Einatmen der Leere. Ich gebe mich der Vergänglichkeit hin, die in diesem Augenblick meinen Namen ausradiert. Was macht es für einen Unterschied, von wo aus ich dem Tod auf die Finger schaue? Ob ich singend verblute oder mir den Kopf an einer Wolke stoße? In meinen Tränen spiegelt sich die Weite des Himmels, in meinem Mund vertrocknen die Worte. Die Welt dreht sich in meinen Händen.

Konzert der Frösche

Konzert der Frösche in den Eingeweiden des gestrigen Tages. Vom Frühling blieb nur das zerknüllte Papier eines Kaugummis übrig, die zerrissene Nabelschnur der Stille. Nun ist nichts als Leere zwischen den Zäunen, die meinen kleinen Garten von der Welt abschneiden – ein einfacher Schnupfen genügt, um aus einem Blütenmeer eine Steinwüste zu machen. Längst verstummt ist der Gesang der Vögel. Schwarzes Blut tropft von meinen Grashalmwimpern, alles Leben bloß noch Erinnerung, farblos, verscharrt in einem Erdloch.

Hinter Glas

Hinter Glas die Fremden, die mich mit dem Rücken ansehen, die von mir nichts wissen, nichts ahnen, während ich ihre Schritte zähle oder die Finger an ihren Händen. Ich bin nur zu Besuch, unsichtbar, und doch in ihrer Mitte, ganz selbstverständlich lebe ich mit ihnen, unerkannt, wie unter einer Tarnkappe, anwesend, gegenwärtig – einer von ihnen, solange ich mich nicht zu erkennen gebe. Ihr Blick durchbohrt mich, ihre Hände greifen ins Leere. Da ist nichts, was uns verbindet. Ich atme eine andere Luft, bewege mich in einer anderen Zeit, ich versinke in anderen Schlaf. In meinen Träumen gebe ich mir einen Namen.

Wovon träumen wir

Wovon träumen wir, wenn unser Leben selbst zu einem Traum geworden ist – ohne Erwachen. Zu einem Griff nach den Sternen in uns, schwarz und stumm. Zu einer Reise ans Ende der Welt. Wenn all die Tode, die wir sterben mussten, umsonst gewesen sind. All die Momente, die zu Asche wurden im Fegefeuer der Erinnerung. All die Stunden in völliger Finsternis. Die Leere zwischen den Zeilen des niemals Geschriebenen. So schweigsam die Welt. Wovon träumen wir, wenn uns nichts mehr zu träumen bleibt?

Aus dem Fenster

Aus dem Fenster der Blick, ohne Halt, ohne Ruhe, rastlos auf der Suche nach einem Weg, der zurückführt ins Innere der Welt, zurück in mein erträumtes Leben. Wie ein Fremder starre ich durch mich hindurch, abwesend, gedankenlos. Der leere Blick in meine Abwesenheit. Wie ein Toter. Wohin mit all der Leere? Wohin mit all dem, das nicht ist? Das nicht einmal gedacht werden kann? Hinter einem Fenster, in einem Haus auf der anderen Straßenseite: ein Schatten. Kein Gesicht, keine Augen, keine Hände. Nur dieser graue Fleck. Nichts Menschliches. Kein Mensch, der mich beobachtet, der mich durchschaut. Nur dieses Fenster.

Das war gestern

Das war gestern. Was ich verschweige, was ich in meiner hohlen Hand verberge. Mein Blick hinauf zu den Sternen. Gestern war ich dieses Kind mit grünem Haar. Diese Falte im Kleid der Morgenröte. Dieses Rätsel. Wohin verschwanden all jene, die ich nicht kenne, niemals sah? Niemals in meine Arme schließen werde. Wohin mit all der Leere, dem Gerede von Stille? All jene, die ich vergaß. Wohin? Gestern, sage ich, aber das ist nie vorbei. Was ich versäumte, während ich meinen Koffer packte. Gestern war ich der Name eines Steins auf dem Meeresgrund. Dieses Rauschen. Der Gesang im Innern einer Streichholzschachtel. All jene, die ich verlor.