In Flammen

In Flammen der Himmel in mir, diese unendliche Leere, die mich ausfüllt, still und unbewegt, fast friedlich – gedankenlos. Der Blick auf ein schlafendes Meer im dämmrigen Licht des Morgens. Dieser Ozean des Vergessens. Mit der Erinnerung kam das Feuer. Das höhnische Grinsen der Gezeiten, der tödliche Sturzflug der Vergänglichkeit, die unersättliche Gier des Unendlichen. Die giftige Wolke auf meiner Stirn. Ein unausgesprochenes Wort, das die Welt entzündet.

Ozean

Ozean meiner Gedanken, still und unbewegt im einen Moment, aufgewühlt und wild im anderen. Mein Denken verborgen in unendlicher Tiefe, nur ab und zu ein Fragment, das als Strudel emporsteigt, als kleine Woge oder salziger Schaum – unbegreiflich wie eine Sprache im Gewirr sinnloser Laute. Nichts als Rauschen auf dem Grund einer Muschel: vertraut und unbekannt zugleich. Niemand hört zu, niemand sieht hin. Und doch ist es gegenwärtig. Unbewohnt dieses dunkle Meer, aber lebendig, bevölkert von den Möglichkeiten eines unvollendeten Lebens.

In Windeseile

In Windeseile um die ganze Welt: die Nachricht von deinem Verschwinden. Fluchtartig hast du diese Welt verlassen, still und heimlich wie ein Dieb. Ein verblassender Stern in der endlosen Weite der Nacht. Ohne ein Wort des Abschieds und der Hoffnung. Wo in dieser Dunkelheit bist du? Welche Unerreichbarkeit ist nun dein Zuhause? Welche unaussprechliche Ferne ziehst du dem Hier und Jetzt vor? Das Echo deiner Stimme wie eine Träne, die ins Meer fällt. Schwarzer Ozean des Vergessens, unbewegt wie ein blinder Spiegel. Ein Ertrinkender auf der anderen Seite – ein Ruf, der keine Spuren hinterlässt.

In der Tiefe

In der Tiefe, auf dem Grund des Meeres, die Begegnung mit einem Toten. Seit einer Ewigkeit haust er hier, fast könnte man sagen: er lebt – aus Angst vor gefräßigen Fischen versteckt er sich in einem alten Schiffswrack, immer auf der Hut, immer wachsam. Und doch ist sein Anblick ein abstoßendes Bild der Verwesung. Begegnung mit einer Leiche, die kaum noch menschliche Züge besitzt, allenfalls Erinnerungen, Andeutungen eines gewöhnlichen Lebens, das mir auf Anhieb vertraut erscheint – als wäre es mein eigenes.

An guten Tagen

An guten Tagen springe ich über meinen eigenen Schatten. Ich durchtrenne die Nabelschnur des erinnerten Lebens, schnappe nach Luft wie eine Blume. Ich verlasse diese Welt lachend, unbemerkt. Die Erde dreht sich, als hätte es mich nie gegeben. Keine Reue oder Schuld. Ich laufe davon, weil mich nichts mehr hält. Keine Menschenseele. An guten Tagen bin ich ein Sonnenstrahl in den Tiefen des Meeres – wie aus einer anderen Zeit, haltlos und doch gefangen im Rauschen einer Muschel.