Ein Licht

Ein Licht am Ende des Tunnels, ein heller Punkt, der deinen Gedanken folgt oder deinen Fingern. Eine Welle, die dich fortspült, versunken in Liebe und Heimweh. Alles ist in Bewegung, eingetaucht in Vergänglichkeit. Alles fließt. Weder Anfang noch Ende. Woran eigentlich erkennt man die Rettung? Niemand wartet, nichts bleibt. Ein Kind geht vorüber. Musik, sterbende Stille.

Heute

Heute – so viel Irrtum liegt in diesem Wort, so viel Vergeudung. Nichts von dem, was ich tue, hat Bestand, nichts von alldem, was ich denke, nichts. Dennoch ist es nicht die Zeit, die mich in ihrer Gewalt hat, nicht einmal die Vergänglichkeit. Nicht die fliehenden Stunden lassen mich ergrauen, nicht die ungezählten Versäumnisse. Nicht die Zerbrechlichkeit des Augenblicks. Gefangener bin ich, hier und jetzt, geborgen im traumlosen Schlaf des Wirklichen. Daran gehe ich zugrunde, wissend, dass alles seine Ordnung hat. Heute – das ist dieser Ort, an den ich immer wieder zurückkehre, obwohl ich ihn nie verlassen habe.

In Flammen

In Flammen der Himmel in mir, diese unendliche Leere, die mich ausfüllt, still und unbewegt, fast friedlich – gedankenlos. Der Blick auf ein schlafendes Meer im dämmrigen Licht des Morgens. Dieser Ozean des Vergessens. Mit der Erinnerung kam das Feuer. Das höhnische Grinsen der Gezeiten, der tödliche Sturzflug der Vergänglichkeit, die unersättliche Gier des Unendlichen. Die giftige Wolke auf meiner Stirn. Ein unausgesprochenes Wort, das die Welt entzündet.

Kennst du das Land

Kennst du das Land, wo du gestorben bist? Wo die Sonne aufgeht, als sei alles bloß ein Kinderspiel, wo früh am Morgen Nebel durch die verschlafenen Straßen der Stadt zieht wie das Lied eines Betrunkenen. Vögel auf den Dächern der Häuser, gefangen im Traum von schwereloser Ferne. Wo es bei Einbruch der Nacht Licht aus halb geöffneten Fenstern regnet. Worte, Musik einer unbewohnbaren Welt. Man sieht dem Tod nicht in die Augen, ohne zu erblinden. Und man steigt nicht ins Wasser, um an der Oberfläche zu bleiben. Ich tauche ein in den Gesang der Vergänglichkeit, hier, wo die Zeit stillsteht.

Frohe Botschaft

Frohe Botschaft aus den Untiefen des Herzens: dieses Leben ist noch nicht am Ende. In manche Winkel meiner schmucklosen Behausung verirrt sich das Sonnenlicht wie der Gesang eines Vogels: tröstlich in seinem unverhofften Glanz, den mir die Schwingen der Vergänglichkeit zutragen. An solchen Tagen öffnen sich die Augen wie Blumen, verschlafene Boten des Frühlings an den Steilhängen der Zeit. An solchen Tagen schließen sich Kreise, Märchen werden wahr: endlose Geschichten der Freude und des Friedens. Noch schlägt dieses Herz – wie ein Hund mit dem Schwanz wedelt.

Der kalte Atem

Der kalte Atem des sterbenden Winters an einem Tag wie diesem, so farblos wie das Lächeln einer Hochspannungsleitung, die sich quer durch die Landschaft quält. Eisblumen auf meiner Haut, die Verkünder weiterer Entsagung. In einem Zimmer ohne Fenster ergebe ich mich der Langeweile, buchstabiere die unzähligen Namen dieses trügerischen Friedens. Blick zur Uhr: das Leben tiefgefroren in den Fängen der Zeit – Speisekammer der Vergänglichkeit.

Am Abgrund

Am Abgrund dieses unbedeutenden Tages, der wie jeder andere ist: hoffnungslos unwiderlegbar, in die Stille gemeißelt wie der Schrei eines sterbenden Vogels, fast schon vergessen – haltlos blicke ich in die Tiefe meiner eigenen Vergänglichkeit, einem Stein gleich, der sich nach tausenden von Jahren entschieden hat, einen Namen zu tragen: Morgen. Wenn ich die Augen schließe, kann ich das Rauschen der Zeit hören, das Geplapper all jener Abenteuer, die ungeboren meinen Kopf bevölkern. Eine Ewigkeit ist es her, dass ich fliegen konnte. Ich erinnere mich, spüre das Gewicht meiner Flügel, die Schwere, die mich in den Himmel stürzen lässt.