Kein Grund zur Sorge

Kein Grund zur Sorge, einzig die Wahrheit könnte uns gefährlich werden. Zum Glück weiß niemand etwas davon. Kein Mensch erträgt auch nur den Gedanken daran, nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde. Wir erfinden Geschichten, wiegen uns in Sicherheit. Wir lassen nicht die geringsten Zweifel aufkommen. Alles ist gut. Wir lächeln, also sind wir. Das ist sicher, unbestreitbar. Das ist so real wie ein Flugzeugabsturz. Was ist dagegen die Wahrheit? Ein Schlachtruf aus dem Mund eines Sterbenden. Vor lauter Bedeutung unwirklich – wirkungslos. Nicht zur Nachahmung empfohlen.

Lebendig begraben

Lebendig begraben unter all den erfundenen Wahrheiten, zerfleischt von Hoffnungen, die sich nie erfüllten, Gedanken, die niemals den Weg ans Licht fanden. Bandagiert wie eine Mumie – mit Worten, die keinem Mund entspringen. Ich bin das Opfer meines eigenen Fluchs. Die Sonne meiner Traurigkeit verbrennt meine Tränen. Gestürzter Riese, ich verschwinde in den Schatten deiner Wimpern. Süße Schwere des Schlafs, die Welt meine Gruft.

Das schlechte Gewissen

Das schlechte Gewissen in einem Briefumschlag, sorgfältig verklebt und adressiert, fast könnte man denken, alles sei in bester Ordnung, aber der schöne Schein trügt, lullt uns ein, macht die Bitterkeit salonfähig. Das ganze Leben findet Platz auf einer Briefmarke, wenn die Welt in Scherben liegt. Voller Wunder die Träume eines namenlosen Gottes zwischen den Zeilen. Geständnisse eines zum Tode Verurteilten, nichts als die halbe Wahrheit. Wer das liest, ist selbst schuldig – keine Gnade für die Mitwisser.