Auf der Durchreise

Auf der Durchreise in dieser Stadt, in diesem Leben. Ohne Eile – und doch keine Zeit zum Verweilen. Ein Fremder nur, namenlos, von niemandem erkannt, unsichtbar in der Menschenmenge. Gerade erst angekommen, muss ich schon wieder fort. Kein Ende des Weges in Sicht, kein Ziel, keine letzte Ruhe. Ich besitze nichts außer dem, was ich hinter mir ließ. Nur was ich vor langer Zeit verloren habe, trage ich noch bei mir. Ich schaue nicht zurück, blicke nicht nach vorn. Meine Schritte finden allein, wonach ich längst nicht mehr suche.

Am Ende

Am Ende erscheint alles so einfach, sagen wir: reduziert, wenn auch nicht unbedingt aufs Wesentliche, eben sehr schlicht, na ja – banal. Das ist kein Grund, den Kopf hängen zu lassen, schließlich stehen auch die Lachenden nackt da, die Begnadeten und die Auserwählten. Keiner ist im Vorteil, keine Menschenseele näher dem Himmel als andere. Dies ist kein Wettlauf, niemand empfängt uns am Ziel, es gibt nichts zu gewinnen. Keine Sieger, wenn alles vorbei ist. Umsonst alle Aufregung, alles Hoffen und Bangen. Alle Eile nur ein vergeblicher Fluchtversuch. Wir rühren uns nicht mehr von der Stelle, da wir alles schon erreicht haben und nichts mehr davon wissen.

Ein Reisender

Ein Reisender, der nicht wissen will, wann und wo er ankommt. Der nicht mit dem Finger über die Landkarte fährt, auf der Suche nach einem Quartier für die Nacht. Der nirgends Ruhe findet, nirgends Frieden – außer im Vergessen. Zeit bedeutet ihm nichts, und Ferne ist für ihn nur ein Wort, das er gebraucht wie einen Zahnstocher. Er macht sich auf den Weg, während andere noch die Wünsche und Träume in ihrem Kleiderschrank zählen. Er hat keine Eile, und doch ist kein Mensch schneller.

Nur keine Eile

Nur keine Eile bei allem, was du ohnehin nicht tust, bei allem, was du versäumst, was du vergisst. Unendlich viel, das unerledigt bleibt, manches nicht einmal begonnen. Die Wirklichkeit so armselig, gefangen in deinem Denken – wie in einer Gruft. Ruhe sanft, während das Leben an dir vorüberzieht. Niemand stört deinen Dornröschenschlaf. Was du für dich behältst, kann keiner dir nehmen. Was du nicht von dir gibst, wird niemals vergehen. Schließlich wirst du gar nicht gewesen sein: keine Spuren im Sand – darauf kommt es doch an.

Worauf wartest du noch

Worauf wartest du noch – ist nicht längst alles entschieden? Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, und du tust so, als wüsstest du von nichts. Die Dunkelheit wird dem Morgengrauen weichen, der beginnende Tag vollstreckt das gestrige Urteil. Die ganze Welt schaut und wartet, während du dir die Schuhe zubindest. Nur nichts überstürzen, meinst du, die Natur macht keine Sprünge, die Zeit rast – aber ohne Eile. Ist das eine Chance oder doch bloß eine Gelegenheit? Dein Name in aller Munde: verklungen wie der nächtliche Ruf eines schlafenden Schwans.