Wüste der Wirklichkeit

Wüste der Wirklichkeit: was du siehst, was du fühlst, was du bist – nichts davon ist wahr. Dein Leben: ein Hirngespinst. Ein nervöses Flimmern in den Eingeweiden der Schöpfung. Schlechte Kunde für Engel und Honigbienen. Das Leben beginnt erst noch. Doch was ist es dann, woran wir uns mit angehaltenem Atem klammern? Die drei Schattenseiten des Himmels: Liebe, Wissen, Macht. Der Hunger nach Ewigkeit, das Streben nach Glück, gefangen in einer Badewanne.

Wie die Engel

Wie die Engel, die in die Tiefen des Herzens blicken, die nachsehen, ob alle Türen und Fenster geschlossen sind, alle Schubladen und Schränke. Wie die Wolken, die den Regen übers Land tragen, friedlich und unaufhaltsam. Wie das leere Zimmer, das ich einst bewohnte, ungeduldig, schweigsam. Abwesend. Genau wie du. Worte, die mich als Erinnerung erreichen. Das Lächeln eines Kindes auf einem verblassten Foto. Die Farbe der Lippen, die sich lautlos bewegen. Wie in weiter Ferne die Schwingen eines Raubvogels.

Der schöne Schein

Der schöne Schein einer Welt, die mich um mein Leben betrügt. Eingeschlossen in die Seifenblase meiner eigenen Worte, nichts ahnend, das stumpfsinnige Lächeln des Wissenden in der Hosentasche: so reite ich auf dem Rücken einer blechernen Schildkröte durch endlose Nacht, einsam, von Gott vergessen, ausgestoßen aus dem Kreis der Engel. In Freiheit geboren, um die Gefangenschaft zu preisen.