Glück ist

Glück ist greifbar nahe, dort, wo keine Hand frei ist, wo kein Halt ist. Wo alles im Fluss, im freien Fall ist. Glück: diese Pusteblume im strömenden Regen der Zeit. Dieses Staubkörnchen in meiner Lunge. Nicht der Rede wert, dieser vertrocknete Grashalm auf dem Meeresgrund. Dort, wo es nicht mehr darauf ankommt, wo es keine Rolle mehr spielt, nichts mehr bedeutet. Das ist dieser Stolperstein auf dem Holzweg. Dieses gefundene Fressen, wenn man vollkommen satt ist.

Seltsame Gegend

Seltsame Gegend, die ich mein Zuhause nenne, in die ich hineingeboren wurde – als Fremder, ungefragt und ohne Alternative. Nun bin ich hier verwurzelt. Oder vielleicht doch nur begraben, versunken in den Sümpfen meiner Heimat. Stille in den Straßen, Menschen, deren Namen mir nicht mehr einfallen, farblos und verstummt, mit Gesichtern ohne Augen, ohne Münder. Dieser tote Fluss, der mein Leben durchkreuzt, das flüssige Grabmahl meiner Jugend. Hin und wieder das Läuten der Kirchenglocken, Ruf und Warnung zugleich. Ich bewohne diesen Ort wie ein Vogel, der aus dem Nest gefallen ist.

Ans andere Ufer

Ans andere Ufer, mitten in der Nacht, der Finsternis entgegen. Wortkarg der Fährmann, einem düsteren Traum entstiegen, ganz ohne Gesicht im spärlichen Schein einer flackernden Funzel. Das kalte Wasser umschmeichelt die Dürre meiner Gedanken – was nur will ich dort, auf der anderen Seite? Jetzt. Um diese Zeit. Von einem Schatten lasse ich mich ins Ungewisse führen, dorthin, wo ich mich verliere.

Der Weg hinab

Der Weg hinab ins Innere einer längst vergangenen Zeit, hinunter in die Eingeweide der Erde. Ich folge den Zeichen, ahnungslos, ein Blinder auf Schatzsuche. Um mich her die versteinerten Gesichter meiner Ahnen. Kaum genügend Luft für einen einzigen Atemzug. Gedanken wie ein unterirdischer Fluss – ich lasse mich treiben, vertraue mich der sanften Strömung an, die mich ans Ende der Welt trägt, ans Ende meiner Welt. In der Ferne, unsichtbar, schließt sich die letzte Tür, die letzte Kerze verlöscht, während ich dem klagenden Gesang einer Amsel lausche. So friedlich die Stille auf meiner Zunge, schwarz und kalt, wie das restliche Sonnenlicht aus meinen Adern entweicht.