Kein Platz

Kein Platz in meinem Herzen für die Sorgen und Nöte des Tages, für die Zeichen der Zeit, all das Bedeutende, Unverzichtbare. Kein Ohr für die Schreie der Toten, die ungehört in ihren Gräbern vermodern – vergangen und vergessen. Kein Licht für die Gestalten im Dunkel, die Freunde und Verwandten, die sich von mir abwenden. Keine Luft für die Ertrinkenden, die mir aus den Tiefen der Meere zuwinken. Kein wärmendes Feuer in der Kälte des Weltraums. Kein Regen in der Wüste meines Verstandes. Keine Fragen für meine Antworten.

Unsterblich

Unsterblich waren wir, dem Himmel so nah, Göttern gleich. Wir wähnten uns unverwundbar, beide Beine tief in der Erde verwurzelt, den Kopf ins gleißende Licht der Sonne getaucht. Wenn wir in den Spiegel blickten, sahen wir einem Stern ins Gesicht. Wir waren wie Feuer: wild und gewaltig. Unbesiegt, bis zu dem Tag, an dem wir erwachten. Vielleicht nur ein Mückenstich, der uns aus dem Schlaf riss, ein Haar, das zu Boden fiel, oder der Flügelschlag eines Vogels am anderen Ende der Welt.

Zur falschen Zeit

Zur falschen Zeit an dem einzigen Ort der Welt, der das Unmögliche wirklich werden lässt. In diesem winzigen Moment, der den Himmel zerknüllt wie ein bedeutungsloses Stück Papier. Als ob das letzte Wort, das noch zu sagen wäre, auf der Zunge explodierte. Ein verheerender Sturm in der hohlen Hand Gottes, zur Faust geballt im Augenblick des Todes, kraftlos zitternd, eine Wolke, die ihr Leben aushaucht. Dieser Schrei, der für die Dauer eines Wimpernschlags alles Dunkel in Feuer taucht und alles Licht in kalte Schwärze. Ein unscheinbares Lächeln, das ohne Vorwarnung den Strom meiner Tränen austrocknet.

Jung sein

Jung sein oder wenigstens unsterblich, dem Tod ins Gesicht spucken, verrückt nach Leben oder einfach nur glücklich. Das kalte Herz aus der Versenkung heben, die Wurzeln durchtrennen, vielleicht um einen einzigen Schritt zu gehen – aus dem eigenen Schatten heraus. Nach dem Licht greifen wie nach einer rettenden Hand, blind vor Wut und Trauer, hungrig. Schreiend die Sonne verschlucken, um eine Stadt aus Feuer zu gebären.

In Flammen

In Flammen der Himmel in mir, diese unendliche Leere, die mich ausfüllt, still und unbewegt, fast friedlich – gedankenlos. Der Blick auf ein schlafendes Meer im dämmrigen Licht des Morgens. Dieser Ozean des Vergessens. Mit der Erinnerung kam das Feuer. Das höhnische Grinsen der Gezeiten, der tödliche Sturzflug der Vergänglichkeit, die unersättliche Gier des Unendlichen. Die giftige Wolke auf meiner Stirn. Ein unausgesprochenes Wort, das die Welt entzündet.