Nacht

Nacht in deinen Augen, die mich ansehen, als wäre ich längst gestorben. Die dunkle Melodie deines Lächelns, das an mir zweifelt, während es mir Trost spendet. Zärtlichkeit deiner Finger, die nur vorgeben, mich zu berühren, den Unberührbaren. Sicherlich hast du Recht. Wirklich ist an mir nur mein Tod oder vielmehr meine Sterblichkeit. In deiner Nähe drohe ich zu verschwinden.

Falsches Blut

Falsches Blut in meinen Adern wie ein schleichendes Gift, das sich als Lebenselixier ausgibt. Feiger Verrat, der meinen Körper von innen auffrisst, anstatt die Löcher zu stopfen, all die ungezählten Wunden zu heilen. Nun spüre ich, wie eine Vorahnung des Todes sich in mir ausbreitet, unaufhaltsam, gnadenlos. Ich bin der lebende Beweis für meine Sterblichkeit – als hätte ich das nicht schon immer geahnt. Nun aber ist die Sache ernst, denn mit jedem Herzschlag meißelt sich die Erkenntnis tiefer in mein erzitterndes Fleisch: mein Körper ist diese Krankheit zum Tode.

Unter Wasser

Unter Wasser leben wie ein Fisch oder vielleicht doch wie ein Fisch unter Wasser leben – ist es nicht ein bedeutender Unterschied? Und dennoch bedeutungslos, während ich ertrinke. Keine Rede mehr von Leben in diesem Augenblick, da mir der Gedanke durch den Kopf geht. Ich ertrinke und sitze in Wirklichkeit auf dem Trockenen. Die Lüge ist meine einzige Chance: zu begreifen, was mich nichts angeht. Geht es mich denn nichts an? Betrifft es mich nicht im geringsten? Macht es mich nicht wenigstens betroffen? Lügen sind die Hoffnung derer, die mit dem Leben davonkommen. Ich denke mir nichts dabei, breite meine Flügel aus, als wäre nichts gewesen, steige selig lächelnd auf in die Untiefen meiner Sterblichkeit.