verlassen
mein Zimmer
Mittelpunkt des Lebens
ich rede mit der
Wand
Schlagwort: Zimmer
eben
eben
noch lächelnd
in seinem Zimmer
am weit geöffneten Fenster
gestanden
Ausgang
Ausgang
kein Ausweg
nur eine Tür
ins nächste Zimmer ohne
Fenster
leer
leer
dieses Zimmer
seit jeher unbewohnt
von allen guten Geistern
verlassen
Wie die Engel
Wie die Engel, die in die Tiefen des Herzens blicken, die nachsehen, ob alle Türen und Fenster geschlossen sind, alle Schubladen und Schränke. Wie die Wolken, die den Regen übers Land tragen, friedlich und unaufhaltsam. Wie das leere Zimmer, das ich einst bewohnte, ungeduldig, schweigsam. Abwesend. Genau wie du. Worte, die mich als Erinnerung erreichen. Das Lächeln eines Kindes auf einem verblassten Foto. Die Farbe der Lippen, die sich lautlos bewegen. Wie in weiter Ferne die Schwingen eines Raubvogels.
Echo
Echo meiner Tränen, gefangen in diesem Zimmer wie das fahle Licht des Mondes, so zerbrechlich, die dünne Haut eines Traums. Schatten, deren Flüstern die Wände belebt, Stimmen aus dem Jenseits. In einer Ecke, regungslos, geduldig, die Spinne. Ich stelle mir vor, wie sie mich betrachtet, wie sie durch mich hindurchsieht. Meine Furcht in ihren Augen, die sich niemals abwenden, die sich niemals schließen. In meiner Hand ein Brief, ungelesen. Es genügt, ihn zu halten. Ich trage ihn bei mir, wenn ich dieses Zimmer verlasse. Meine Tränen. Die Schatten und Stimmen. Deine Worte. Sogar der Mondschein, der an mir haftet wie Blütenstaub. Nur die Spinne rührt sich nicht. Was ich tue, bedeutet ihr nichts. Selbst wenn ich fort bin, ist es, als zappelte ich noch in ihrem Netz.
Ist es wahr
Ist es wahr, dass all das, woran ich glaube, nur gelogen ist? Was ich für mein Leben hielt – ein Scherbenhaufen? Eine Straße, die im Nichts endet, irgendwo in verträumter Menschenleere. Ein Ziel, das für alle Zeiten unerreichbar bleibt. Ein möbliertes Zimmer, seit Jahren bewohnt von einem Toten, der niemals gestorben ist. Unsterblichkeit. Von der Welt vergessen, verstaubt das dunkle Geheimnis der Einsamkeit. Kein Fenster zum Hof, keine Stimme, die dir zuflüstert: Sonnenschein zu Asche, Tränen zu Stein – ohne Wenn und Aber.