Die Wunde bleibt

Die Wunde bleibt, selbst wenn wir längst verschwunden sind. Die Freundschaft ist eine unendliche Geschichte der Kränkungen. Wir sind uns am nächsten, wo wir uns verletzen. Vielleicht ist, was wir Liebe nennen, nur Verachtung. Sterbend erst verstehen wir uns, wir wissen vom anderen im Augenblick des Abschieds. Jeder Kuss, jeder Blick – eine Ahnung des Todes. Es ist der Schmerz, der uns öffnet, das Wissen um unsere Vergänglichkeit. Nur ein winziger Augenblick der Erkenntnis, ein kurzes Aufflackern unserer Menschlichkeit, dort, wo wir uns verlieren, unberührbar und fremd.

Der Mensch

Der Mensch braucht den Menschen, den Blick in den Spiegel, das vertraute Gesicht der eigenen Unzulänglichkeit. Wo wir an die Grenzen unserer Erkenntnis stoßen, beginnen wir, uns zu verändern. Das Fremde, das wir nicht begreifen, kratzt an unserer Menschlichkeit. Schuldige sind wir, wo wir uns von uns selbst abwenden. Unser Versuch, das Unbekannte zu verstehen, macht die Welt kleiner. Was wir anfassen, zerbricht. Was wir lieben, verurteilen wir zum Tode. Was immer wir suchen, ist uns ähnlich, wir kennen es bereits, bevor wir es finden. Und doch wissen wir nichts.