Weißes Rauschen

Weißes Rauschen auf meiner Haut: das eisige Flüstern des Windes. Mit dem Kopf voran durch die Nacht, die so undurchdringlich ist wie der traumlose Schlaf meiner Schritte. Ein Stern in meinen Haaren, die Stille fest in meiner Hand. Für einen Augenblick gehört diese trostlose Welt mir, ich habe sie erdacht, sie zu zu meinem Innersten gemacht. Für einen Moment sind wir miteinander verschmolzen, untrennbar – bis ich mich abwende, verschwinde, weil meine Füße den Boden berühren.

Wenn ich

Wenn ich ein Vöglein wäre, mit Augen so tief wie die Abgründe in meinen Träumen, oder vielleicht ein Schmetterling, mit Flügeln, die bei Sonnenuntergang in allen Farben dieser Welt erglühen – wollte ich dann hoch hinaus? Würde ich aufschauen zu den Sternen oder mich in dunklen Höhlen verkriechen, aus Angst vor der Weite des Himmels? Wäre ich eine Schnecke, ich würde rennen, schnell wie der Wind, bis ans Ende der Welt, ohne zu ahnen, was es bedeutet: zu fallen.

Spaziergang

Spaziergang durch eine Welt, die mir vertraut ist, über Wege, die ich schon als Kind gegangen bin, auf Straßen, deren Namen ich weiß. Alle Ecken und Winkel kenne ich. Gärten hinter bemoosten Mauern, das Gras im Schatten der Bäume. Die Verstecke und geheimen Pfade. Der Klang meiner Schritte balanciert auf dem Wind, der um die Häuser streicht, schwer und regungslos seit einer halben Ewigkeit. In jeder Richtung ein Stück Geschichte, das Vergangene in jedem Anblick gegenwärtig. Für einen winzigen Moment unvergänglich.

Nur ein Spiel

Nur ein Spiel: der Ernst des Lebens, unmöglich zu gewinnen – also spielen wir weiter, bis irgendwann nichts mehr geht. Worte wie rollende Würfel. Dein Blick eine Münze, die der Wind wirft. Dein Lachen ein Ball, der über dem Horizont verschwindet. Wir hinken der Zeit hinterher, Zugvögel ohne Geschichte, mit jedem Flügelschlag bereits auf dem Rückweg. Glücklos sind wir, Liebende ohne Spiegel – verloren in den Armen des anderen.

Kein Weg

Kein Weg, der mich zu dir führt, keine Straße. Kein Boden unter den Füßen. Meine Schritte verhallen in trüber Leere. Die letzten Sonnenstrahlen zerschneiden den Flug der Vögel. Kein Wind, der mich fortweht, keine Wolke, die mich trägt. Ich sehe die Welt mit den Augen eines Gefangenen. In meiner Hand das sterbende Herz der Stille. Kein Schrei, der mich zerreißt. Ich lebe die Träume eines Toten. Kein Schlaf, der mich vergessen lässt. Kein Mensch, der mich weckt.

Unberührbar

Unberührbar, was ich morgen tun werde, was ich denke, was ich will, und doch wirklich genug, um meinen Namen zu tragen. Ohne Bedeutung vielleicht und unbestimmt, zugleich so sicher wie die Wolken am Himmel oder der Wind in den Gräsern. Oder eben doch beliebig. Was weiß ich schon von mir selbst? Von meinem Handeln? Von all dem, was in mir verborgen bleibt, niemals das Licht der Welt erblickt? Blind bin ich, Fremder in einem unentdeckten Land. An guten Tagen bin ich nirgends zu Hause. Immer schon fort, ein Schatten auf der Durchreise.