Hinab ins Nichts

Hinab ins Nichts meiner Herkunft. Es gibt kein Zurück – nur die Erinnerung daran, was nicht hätte sein dürfen, das Wissen darum, was niemals sein wird. Hinunter in die dunkle Tiefe des Ursprungs, in die ich eintauche wie in eine stinkende Pfütze. Die Reise einer Wolke an den Abgrund des Himmels. Nichts ist wirklich – es geschieht nur, nicht mehr, nicht weniger. Es geschieht mit mir.

An Tagen wie diesem

An Tagen wie diesem bin ich kaum wiederzuerkennen, ein Schatten im erblindeten Spiegel, fremd mir selbst und unheimlich. Alles scheint in Ordnung, die Welt ist an ihrem Platz – nur ich irre umher, als ob ich durch ein denkwürdiges Geschick in ein anderes Leben katapultiert worden wäre. Kein Riss im Kontinuum, keine Spalte in der Zeit – nur ein menschliches Wesen ohne Gesicht, ohne Namen, ohne Herkunft, umgestülpt und ruhelos. Reisender auf dem Abstellgleis, verloren zwischen den Souvenirs der Ausweglosigkeit.

Verschlossen

Verschlossen die Tür, durch die ich eben noch gegangen bin, der Weg zurück versperrt, fast so, als hätte es ihn niemals gegeben. Vergessen meine Herkunft, all die Stationen meines Lebens, die ich hinter mir ließ – wie ausgelöscht. Die Orte, an denen ich blieb, vielleicht nur für eine kurze Weile – von der Landkarte verschwunden. Die Fenster, aus denen ich auf regennasse Straßen herabsah, verdunkelt. Der Gesang der Vögel verstummt. Wie ausgestorben die Wälder, in denen ich mich verlief. In mir nichts als stille Trostlosigkeit, die sich zu erinnern versucht – vergeblich. Meine Augen geblendet von der Finsternis, die mich erwartet.

Erinnerung

Erinnerung an ein Leben, das ich gar nicht gelebt habe. Das Leben eines Fremden oder bloß ein Traum, der sich in meinem Kopf eingenistet hat wie ein unentbehrlicher Baustein meiner Existenz. Welche Rolle spiele ich in dieser Geschichte? Bin ich derjenige, der irgendwann erwacht und vergisst? Oder verliere ich mich in den Untiefen einer Lüge? Was wird aus mir, wenn es den Menschen, der ich in meiner Erinnerung bin, niemals gegeben hat? Ein Leben ohne Herkunft, ohne Zukunft.

In mir

In mir das Fremde, das mich zum Mörder macht oder zum Liebenden, das in meinem Namen tötet oder Leben schenkt. Irgendwann wacht man auf: ohne Gedächtnis, bloß noch eine Marionette ohne Herkunft. In meiner Brust schlägt das Herz eines anderen – eine Maschine, die ich nicht anhalten kann. Längst habe ich die Kontrolle verloren, mein eigenes Leben rinnt mir durch die Finger. Die Erinnerung gelöscht, meine Träume entführt. Wie geht es weiter? Es ist, als ob man aus dem Fenster vor eine Wand blickt: kein Horizont, der mich ruft, für mich kein Himmel, keine Stimmen aus der Ferne. Nur ein dumpfes Pochen, das mich einschläfert.

Worte auf der Flucht

Worte auf der Flucht. Was ich schreibe, entfernt sich von mir, bis es meiner Kontrolle entkommen ist. Was ich schreibe, zerstört mich – so einfach ist das. Aber natürlich zerstört es nicht meine Existenz, sondern lediglich die Bequemlichkeit, mit der ich meine Existenz zur Schau stelle. Meine Worte schneiden mir nicht ins Fleisch, sie zerstückeln nur die Vorstellung, die ich von mir habe. Flucht deshalb, weil sie ohne Ziel sind, zugleich ohne Herkunft. Die Bedeutung der Flucht liegt in ihrer Kraft, Herkunft und Ziel gleichermaßen zu negieren. Die Worte entfernen sich, kommen niemals an.