Kein Platz

Kein Platz in meinem Herzen für die Sorgen und Nöte des Tages, für die Zeichen der Zeit, all das Bedeutende, Unverzichtbare. Kein Ohr für die Schreie der Toten, die ungehört in ihren Gräbern vermodern – vergangen und vergessen. Kein Licht für die Gestalten im Dunkel, die Freunde und Verwandten, die sich von mir abwenden. Keine Luft für die Ertrinkenden, die mir aus den Tiefen der Meere zuwinken. Kein wärmendes Feuer in der Kälte des Weltraums. Kein Regen in der Wüste meines Verstandes. Keine Fragen für meine Antworten.

Am Wegesrand

Am Wegesrand all die verlorenen Freunde, all die Vergessenen, Toten, die mir lächelnd nachsehen – ganz ohne Nachsicht. Die mir die Pest an den Hals wünschen oder gleichgültig meinen Namen murmeln. Die sich wundern, warum ich nicht aufgebe, warum ich diesen Weg noch gehe – ohne ein Ziel vor Augen. Diesen Weg, der mich immer weiter von mir fortführt. Durch gespenstische Nacht wanke ich, setze einen Fuß vor den anderen, als müsste ich das Gehen neu erlernen. Ich wage nicht, mich umzudrehen, in dieses Nichts zu blicken, aus dem ich komme. Vor mir die schwarze Wand meiner Ängste und Hoffnungen – Aussichtslosigkeit meiner Flucht.