Ein Licht

Ein Licht am Ende des Tunnels, ein heller Punkt, der deinen Gedanken folgt oder deinen Fingern. Eine Welle, die dich fortspült, versunken in Liebe und Heimweh. Alles ist in Bewegung, eingetaucht in Vergänglichkeit. Alles fließt. Weder Anfang noch Ende. Woran eigentlich erkennt man die Rettung? Niemand wartet, nichts bleibt. Ein Kind geht vorüber. Musik, sterbende Stille.

Das Blau des Himmels

Das Blau des Himmels über einer Brücke, die im Nichts zu enden scheint, irgendwo auf der anderen Seite dieser undurchsichtigen Endlosigkeit. Niemand setzt einen Fuß darauf, ohne sich von allem zu verabschieden, was ihn im Leben hielt. Was auch immer dich dort erwartet, wird aus dir einen Fremden machen, einen Schatten deiner Vergangenheit. Vielleicht aber sind dort die Schatten lebendiger als hier die Lebenden. Wenn der Nebel nicht wäre, könnte man wohl die kostümierten Engel mit ihren aufgemalten Gesichtern erkennen, das bunte Treiben verlorener Seelen. Mit geschlossenen Augen hört man sogar die Musik, ein unbestimmtes Raunen, fast ein Seufzen der Stille. Wir hören und sehen nur, was in uns ist – im Grunde nichts, mehr als wir ertragen.

Es bewegt sich

Es bewegt sich, es lebt, es verdreht die Augen im Schlaf – dieses unbekannte Wesen, das meinen Namen trägt. Es atmet, hustet, manchmal spricht es sogar, gibt unverständliche Laute von sich – oder sind es Worte in einer fremden Sprache? Es schreit. Es lächelt von Zeit zu Zeit. Ist dieses Gesicht menschlich? Manches darin erscheint so vertraut. In anderen Momenten ist es wie versteinert, erstarrt in Todesangst oder bloß abwesend. Es fühlt etwas, wo nichts ist – und umgekehrt. Urplötzlich beginnt es zu singen. Es hört Musik, wo keine ist. Es denkt Undenkbares. Es ist da, in seiner Abwesenheit. Dann erhebt es sich, öffnet die Tür, es verlässt den Raum – auf Zehenspitzen. Es verschwindet, macht sich aus dem Staub. Es ist nicht aufzuhalten.

In aller Kürze

In aller Kürze ein ganzes Leben, auf engstem Raum alles ausgebreitet, einfach alles, nichts vergessen, kein einziges gekrümmtes Haar. Zwei, vielleicht drei Schritte bis zur nächsten Tür, verschlossen, dahinter Schreie, Musik. So unvorstellbar nah die Wirklichkeit, nicht einmal verborgen, geradezu unheimlich. Kein Fenster. Das flackernde Licht einer Kerze, beinahe lärmend. Ohne Umschweife taste ich mich voran, das Ziel vor Augen, das Ende einer Reise, die kaum begonnen hat. Lautlos, auf Zehenspitzen, ein verirrter Sonnenstrahl in einer Gruft. Mein Name an den Wänden. Der Name eines Fremden.