Weit hinaus

Weit hinaus ins unerwartet Blaue, dort hinten in glühender Ferne. Friedlich die Segel am Horizont wie Wolken auf einer Wäscheleine. Aufbruch ins Sonnenlicht eines lockenden Traums, Freiheit und Abenteuer an der Angelschnur. Überschwang der Jugend. In Windeseile auf dem Weg ins gemachte Nest: so sicher und geborgen in der Unwissenheit, groß und stark im Unvermögen. Tausende auf der Flucht, mit dem Kopf durch die Wand der Gewohnheit, strahlend im Untergang, unbekümmert in Nacht und Nebel. Schwarz die Welt in den Augen eines Ertrinkenden. Nur das Leuchtfeuer des Schlafs, Sparflamme der Glückseligkeit.

Fehl am Platze

Fehl am Platze: der stechende Schmerz deines Lächelns in meiner Brust, so unwirklich, dass ich mich frage, wie ich gestern noch glücklich sein konnte. Das Sonnenlicht deiner Augen – als ob die Welt nicht längst schon viel zu hell wäre. Die Stille im Schatten deiner Schritte, von denen keiner dich zu mir führt oder auch nur in meine Nähe. Keine Spur von mir in deinen Gedanken. Selbst wenn ich schreien könnte, perlten meine Worte von dir ab – wie Regentropfen von einem undurchsichtigen Fenster. Deine ungestörte Ruhe, so heilig wie meine Wut, die dich niemals erreicht.

Ich weiß

Ich weiß, was du morgen tun wirst, sagen wir: gegen Mittag, an einem Ort, den ich nicht kenne, irgendwo, vielleicht verborgen, und trotzdem sehe ich diesen Ort in allen Einzelheiten vor mir. Ich sehe die Blumen auf einem kleinen Tisch links von der Tür zum Schlafzimmer, das kleine Fenster über dem Bett – kein Sonnenlicht auf dieser Seite des Hauses, nur lichte Schatten an den Wänden. Gelb, die Farbe der Blumen, wie das Kleid der Frau auf dem Bild schräg gegenüber. Ihr Blick in eine Welt jenseits des Gemalten. Ein Brief auf dem Fußboden, ein Name darauf, unleserlich. Ich möchte ihn aufheben, auf den kleinen Tisch legen. In diesem Moment dreht sich der Schlüssel im Schloss. Nur kurz öffnet sich die Tür. Lärm der Straße wie ein jähes Erwachen.

Wohin

Wohin mit all der Dunkelheit, die aus meinen Augen quillt, sobald ich mich der Welt verschließe? Wohin mit dem Lachen, das mir aus unerreichbarer Ferne winkt? Wohin mit den Sternen, die vom Himmel regnen wie tote Vögel. Zu klein meine Hände, um das Sonnenlicht zu fassen oder den Wind. Meine Füße zu schwer, um einen einzigen Schritt zu gehen. Zu weit der Weg nach Hause. Meine Lippen aus Stein, die sich keinem Wort mehr öffnen, für immer verstummt wie die Wolken oder die Meere. Wohin mit all dem, was mir zufällt? Die Leere meines Kopfes, schwarz wie eine Seifenblase.

Licht und Schatten

Licht und Schatten in allem, was uns widerfährt, in allem, was wir tun. Wer in den Spiegel schaut, sieht zwei Gesichter: sein eigenes und das eines Fremden. Unser Leben, das uns so selbstverständlich erscheint, ist nur ein Teil der Wahrheit. Tief verborgen in dem, was wir zu sein glauben, wütet, was uns vernichtet. Wie besessen arbeiten wir an unserem eigenen Ende, während wir uns unsterblich wähnen. Licht und Schatten. Unsere Augen blinzeln im Sonnenlicht, mit den Füßen stecken wir in schwarzer Erde. Sogar in unseren kühnsten Träumen sind wir gefesselt. Wir sind nichts ohne unseren Untergang.

Höhere Gewalt

Höhere Gewalt – dein großer Mund auf meiner Haut, deine Füße in meinen Gedanken, dein Blick unter meinen Fingernägeln. Worte ohne Sinn, unsterblich, und doch mit dem Tod im Bunde. Worte mit Haaren auf den Zähnen, dem Schweigen bedrohlich nah. Worte, die von Wänden abprallen wie verendendes Sonnenlicht. Dein Gesicht am Fenster – vergiss nicht, dass du gefangen bist.