Wenn der Regen fällt

Wenn der Regen fällt, bin ich längst fort. Ich werde dort sein, wo niemand mich vermutet, wo niemand mich kennt. Ich werde sein, wo niemand außer mir ist. Wo nichts ist. Nichts als Wüste und Ödnis. Ich warte nicht darauf, dem Sturm ins Auge zu sehen, der mich aus meinem Leben weht. Ich halte den Atem an, lausche der Welt aus unendlicher Ferne. Das Rauschen der Wälder. Das Knistern der Hochspannungsleitungen. Die erstickten Schreie der Ertrinkenden. Das alles geschieht in mir. Kein Regen. Kein Sturm. Nur das Gewitter der Stille.

Flut der Bilder

Flut der Bilder in meinem Kopf. Vor meinen Augen geschieht, was ich sehe, in diesem Moment meiner Anwesenheit: hier und jetzt, unwiderruflich, unwiederbringlich. All die bunten Schreie, die sich in mir vervielfältigen. Die blitzenden Gebisse, die jedes Gesicht sauber durchtrennen. Geschichten ohne Anfang und ohne Ende. Blut an den Händen der Schlafenden. Zu einfach gestrickt dieses Gemälde, die Wirklichkeit mit leichtem Pinsel verworfen, kaum dass sie sich ereignete.

In aller Kürze

In aller Kürze ein ganzes Leben, auf engstem Raum alles ausgebreitet, einfach alles, nichts vergessen, kein einziges gekrümmtes Haar. Zwei, vielleicht drei Schritte bis zur nächsten Tür, verschlossen, dahinter Schreie, Musik. So unvorstellbar nah die Wirklichkeit, nicht einmal verborgen, geradezu unheimlich. Kein Fenster. Das flackernde Licht einer Kerze, beinahe lärmend. Ohne Umschweife taste ich mich voran, das Ziel vor Augen, das Ende einer Reise, die kaum begonnen hat. Lautlos, auf Zehenspitzen, ein verirrter Sonnenstrahl in einer Gruft. Mein Name an den Wänden. Der Name eines Fremden.