Wie die Sterne

Wie die Sterne am nächtlichen Himmel ihre Kreise ziehen, so wandert dein Bild durch meine Gedanken: über unendliche Ferne hinweg leuchtend, in ewiges Schweigen gehüllt. Gegenwärtig und verborgen zugleich. Unmöglich, den Blick abzuwenden, und doch ohne jede Einsicht. Vollkommen wirklich, aber nicht zu begreifen. Du verschwindest vor meinen Augen, bist unauffindbar in der Stille einer endlosen Nacht. Dein Name verglüht auf meinen Lippen, wenn ich dich rufen will. Die Sonne verwischt deine letzten Spuren.

Die leeren Gemäuer

Die leeren Gemäuer eines ausgelöschten Lebens, längst vergangen, lebendig bloß noch in der verblassten Erinnerung daran, vage und unbestimmt, vielleicht gerade deshalb nicht ohne Reiz. Ein Haus ohne Gegenwart, unbewohnt, von allen guten Geistern verlassen – es sind all diese Abwesenheiten, die Geschichten erzählen. Spuren des Unwirklichen verstreut in den Nischen des Unbestimmten.

Irrfahrt

Irrfahrt durch ein Land ohne Namen, durch eine Gegend ohne Anfang und ohne Ende. Meine Füße tragen mich durch die Fremde, ahnungslos, bringen mich dem Ziel, das ich nicht kenne, näher, Schritt für Schritt. Ich gebe mich dem Unbekannten hin, den Schatten, den Steinen, an einen Weg gekettet, der mir ein Rätsel ist. Bedeutungslos, woher ich komme, alle Spuren verwischt, an diesem Ort, dessen Schweigen mich belügt.

Nur keine Eile

Nur keine Eile bei allem, was du ohnehin nicht tust, bei allem, was du versäumst, was du vergisst. Unendlich viel, das unerledigt bleibt, manches nicht einmal begonnen. Die Wirklichkeit so armselig, gefangen in deinem Denken – wie in einer Gruft. Ruhe sanft, während das Leben an dir vorüberzieht. Niemand stört deinen Dornröschenschlaf. Was du für dich behältst, kann keiner dir nehmen. Was du nicht von dir gibst, wird niemals vergehen. Schließlich wirst du gar nicht gewesen sein: keine Spuren im Sand – darauf kommt es doch an.

Stille Abendstunde

Stille Abendstunde vor meinem Fenster, das Leben da draußen, so schweigsam, schläfrig fast – es ist nicht mein Leben, nicht meine Welt, die ich hinter Glas betrachte, aber es ist mein Schlaf. Ich verschwende meine Zeit, während ich darauf warte, endlich aufzuwachen. Mein Blick aus dem Fenster, ins Schwinden des Tages hinein, lautlos, auf Zehenspitzen, als würde irgendwer sich für das interessieren, was übrigbleibt. Es bleibt nichts übrig von dieser Welt, die lustlos ihre Spuren verwischt.

Heute vielleicht

Heute vielleicht der letzte Tag, wer weiß, ganz ohne Vorwarnung, ohne Prophezeiung. Kein Zeichen am Himmel, keine Spuren, keine mystischen Rätsel im Erbrochenen eines schlafenden Trinkers. Dieser letzte Tag ist ohne Vergangenheit, ohne Geschichte, aber voller Erzählungen, denen keiner zuhört. Wie das Schweigen der Tiere, die uns sterbend ansehen. Dieser Tag ist wie jeder andere. Kaum dass ihn jemand bemerkt. Leichte Brise in den Zweigen eines Baums. Die Menschen: so beschäftigt mit ihren Träumen. Das halbe Leben unerledigt. Dieser Tag ist ohne Bedeutung. Vielleicht wird es regnen.