Aus der Tiefe

Aus der Tiefe menschlicher Abgründe erreicht dich mein Schweigen, nichts als Verzweiflung, die in den nächtlich schwarzen Himmel aufsteigt, ohne jemals anzukommen. Dieser ungeschriebene Brief ohne Empfänger. Nichts als Leere, die von dort oben auf mich herabblickt, nichts als Gleichgültigkeit. Keine Gnade, nicht einmal ein mitleidiges Lächeln. Eine halbe Ewigkeit warte ich nun schon – aber worauf? Eine Antwort? Ein Zeichen? Ein Wunder? Unendlich lange harre ich aus – und wofür? Nichts als Ahnungslosigkeit.

So leer

So leer am Ende eines langen Tages voller Wunder und Nichtigkeiten. Einsam schwebend zwischen Sprechblasen, verloren vor der eigenen Haustür am Tag meiner Geburt. Ein letzter Tropfen im Glas – unbegreiflich fern, dem Verdurstenden unerreichbar. Niemand, der mir zuhört, wenn ich von Abschied rede, kein Mensch, der mir winkt – es sind ja schon alle gegangen. Bedeutungslosigkeit geheimer Zeichen an allen Ecken und Enden dieser geschrumpften Welt: fliegende Fische im Rinnstein, Riesensterne zwischen parkenden Autos, die verblühte Rose auf einer Mauer. Ich trinke die Welt wie ein wohlschmeckendes Gift, das mit sanftem Trost tötet.

Das schlechte Gewissen

Das schlechte Gewissen in einem Briefumschlag, sorgfältig verklebt und adressiert, fast könnte man denken, alles sei in bester Ordnung, aber der schöne Schein trügt, lullt uns ein, macht die Bitterkeit salonfähig. Das ganze Leben findet Platz auf einer Briefmarke, wenn die Welt in Scherben liegt. Voller Wunder die Träume eines namenlosen Gottes zwischen den Zeilen. Geständnisse eines zum Tode Verurteilten, nichts als die halbe Wahrheit. Wer das liest, ist selbst schuldig – keine Gnade für die Mitwisser.