Weißes Rauschen

Weißes Rauschen auf meiner Haut: das eisige Flüstern des Windes. Mit dem Kopf voran durch die Nacht, die so undurchdringlich ist wie der traumlose Schlaf meiner Schritte. Ein Stern in meinen Haaren, die Stille fest in meiner Hand. Für einen Augenblick gehört diese trostlose Welt mir, ich habe sie erdacht, sie zu zu meinem Innersten gemacht. Für einen Moment sind wir miteinander verschmolzen, untrennbar – bis ich mich abwende, verschwinde, weil meine Füße den Boden berühren.

Das dunkle Rauschen

Das dunkle Rauschen der Ferne, so kalt, so lebendig. Zahllose Stimmen, die sich dem Vergessen entringen, längst Vergangenes, das sich mitteilt wie ein winkendes Kind auf der anderen Straßenseite. Das Geschwätz der Liebenden. Die tastenden Schritte der Blinden am hellichten Tag. Das Lachen der zum Tode Verurteilten. Unnahbar die Abgeschiedenheit einer anderen Zeit, einer anderen Welt – und doch so vertraut, so gewöhnlich, so alltäglich. Vielleicht mein eigenes Leben, dem ich lausche: mit der Neugier eines Fremden.

Was soll ich sagen

Was soll ich sagen, wenn es mir die Sprache verschlägt? Wenn mir nichts zu sagen bleibt, nichts mehr zu sagen ist? Wenn alles um mich her verstummt und das Schweigen zuletzt auch mich um den Finger wickelt. Wenn Müdigkeit mich ausfüllt wie das Rauschen eines endlosen Meeres, wie das schwarze Licht eines sterbenden Sterns. Aus dem Vollen schöpfen, um von der Leere zu sprechen. Das Unsagbare umstülpen. Das Unerhörte.

Sprich diese Sprache

Sprich diese Sprache, die niemand versteht. Sag, was du willst, erzähle es jedem, der es nicht hören will. Nicht jede Stimme findet die richtigen Ohren, dennoch, ein wenig kommt an, dringt durch Wände, bahnt sich einen Weg, fast ein Geräusch, das keiner bemerkt, ein Rauschen, tief im Innern eines Steins. Lege deinen Kopf auf dieses Grab: irgendwo darin schlummern deine letzten Worte.

Rauschen

Rauschen auf dem Weg zur Musik, bestimmt für die Ohren der Schlafenden, der Träumenden am Rande der Zeit. Ein paar Takte nur, die dich entführen, während du dich selbst vergisst. Klänge wie Regentropfen auf der Haut der Stille. So schlicht und bescheiden wie ein Weltuntergang. Ruhe sanft, der du verloren bist – im Schatten deines eigenen Atems.

Ozean

Ozean meiner Gedanken, still und unbewegt im einen Moment, aufgewühlt und wild im anderen. Mein Denken verborgen in unendlicher Tiefe, nur ab und zu ein Fragment, das als Strudel emporsteigt, als kleine Woge oder salziger Schaum – unbegreiflich wie eine Sprache im Gewirr sinnloser Laute. Nichts als Rauschen auf dem Grund einer Muschel: vertraut und unbekannt zugleich. Niemand hört zu, niemand sieht hin. Und doch ist es gegenwärtig. Unbewohnt dieses dunkle Meer, aber lebendig, bevölkert von den Möglichkeiten eines unvollendeten Lebens.

Abgesang

Abgesang auf die Finsternis im Herzen des hellichten Tages. Berauscht von der eigenen Tatenlosigkeit, dem Zögern, dem vorweggenommenen Scheitern, lausche ich den Klängen der Stille. Das Rauschen der Wolken auf dem Weg in unsichtbare Ferne. Der Flügelschlag einer Schwalbe, die zärtlich meinen Atem in Stücke schneidet. Das Zirpen der Grille, einsam auf einem vertrockneten Grashalm. Mein eigenes Schweigen, das ohne Antwort bleibt.

Weite Welt

Weite Welt, wohin man auch blickt, das Leben: nur eine Armlänge entfernt, höchstens einen Steinwurf. Ein Fenster im Haus auf der anderen Straßenseite, kein Geräusch außer dem dumpfen Rauschen der Ferne, ein Gesicht vielleicht hinter vergilbter Gardine, Augen, die mich ansehen – oder doch nur ein seelenloser Schatten, eingesperrt in den Käfig meiner Vorstellungskraft. Wolken, die sich abwenden, voller Ungeduld oder einfach nur gelangweilt, längst schon auf unergründlichen Abwegen. Stimmen, die sich im Wind verfangen, die nichts zu sagen haben, unentwegt plappernd.