Zeit nehmen

Zeit nehmen für all das, was auf der Strecke geblieben ist, für all die Pläne und Ideen, aus denen nichts geworden ist, sei es aus Bequemlichkeit, sei es aus Angst vor dem Scheitern. Für all jene Gedanken, die zu unbedeutend sind, um an die Oberfläche zu kommen – oder auch im Gegenteil: die so voll von Bedeutung sind, dass wir sie nicht ertragen könnten. Für alle Dinge, die wir aus unserem Leben verbannt haben, um unbeirrt geradeaus gehen zu können. Zeit für all das, was uns daran erinnert, wer wir niemals sein werden.

Gerade rechtzeitig

Gerade rechtzeitig, um dem eigenen Scheitern beizuwohnen, um mitanzusehen, wie das mühsam konstruierte Kartenhaus wieder in sich zusammenstürzt. Das böse Erwachen aus tiefem Schlaf, der mir das süße Lied vom Gelingen vorsäuselte. Nun, da die Augen geöffnet sind, verdünnen sich die Träume zu bloßen Reminiszenzen dessen, was hätte sein können, sein sollen. Nun, da die geheimen Wünsche ans Licht kommen, verschwimmt, was gewiss schien, im Halbdunkel des Unmöglichen.

Scheitern

Scheitern als Vorwand für die Unfähigkeit, es zu versuchen – was auch immer. Wir klammern uns an Ziele, die wir zu erreichen vorgeben, während wir unser Heil im Rückblick finden. Wie wichtig wir doch sind, wenn uns nichts mehr gelingt. Wie schön und unvergänglich: verglühende Sterne auf dem Höhepunkt ihrer Selbstverschwendung. Unbedeutender denn je. Harmlos. Wir werden zu Staub angesichts unserer Möglichkeiten. Die Welt bloß ein fruchtloses Schauspiel. Wir sind, was wir wollen, wenn wir nichts mehr können.