Trennung
viel näher
als jemals zuvor
sind wir uns im
Exil
Schlagwort: Exil
Stille Nacht
Stille Nacht unter freiem Himmel, eingesperrt in die Ewigkeit, das farbige Rauschen der Finsternis. Für einen Moment der Welt abhanden gekommen – wie ein Schrei, der ungehört verhallt. Und doch beide Füße auf festem Grund, mit einem Zugvogel im Herzen, der mir die Ferne zuflüstert, das Unbekannte hinter dem Gartenzaun. Tief verwurzelt in der Wirklichkeit, den Blick zu den Sternen erhoben. Träume im Exil, die geheimen Wünsche im Brunnen.
Über die Brücke gehen
Über die Brücke gehen – wie ein zum Tode Verurteilter, die Augen in der Leere des Himmels versunken, mit kleinen Schritten, nur keine Eile, die Gedanken längst im Exil, irgendwo hinter dem Horizont. Kein Wort kommt über meine Lippen, weder Wahrheit noch Lüge, nichts dazwischen: einfach nur verstummt – und das seit meiner Geburt. Keine Fragen mehr, keine Antworten, nur die Geschwätzigkeit eines nichts sagenden Augenblicks. Ein verstohlener Blick zurück – wozu? Undurchdringlich, was vor mir liegt, wie eine Wand, eine Mauer aus Vergessenem. Diese Brücke nimmt kein Ende, der Weg zum Schafott, und doch ist das Urteil längst vollstreckt.
Mit der Wand durch den Kopf
Mit der Wand durch den Kopf, wenn nichts mehr geht oder nichts mehr von Bedeutung ist. Am Ende nichts als Schweigen im Walde, das Exil der Stille, dem schnöden Tageslicht verborgen. Nichts als stumme Blicke, die von den Dingen abperlen, dem Wirklichen fremd wie das Geräusch einer fallenden Feder auf befahrener Straße, mitten in der Stadt vielleicht – oder einfach nur in meiner Vorstellung. Seltsam, wie alles sich mir zuwendet, als würden der Leere Ohren wachsen, nur um meinen zaghaften Schritten zu lauschen, meinem stockenden Atem – meiner Sprachlosigkeit.
Kein Mitleid
Kein Mitleid mit dem Fremden im Spiegel. Blass und ausgezehrt das Gesicht, der Blick trüb ins Nichts gerichtet oder in ein inneres Exil. Seine Hände zittern, das Fieber steigt – bedauernswerter Sterblicher, von den Göttern verlassen. Was ist dir geblieben? Schweiß auf deiner Stirn, Tränen in deinen Augen. So groß bist du einst gewesen, dass dir die Welt zu eng wurde. Nun gehst du gebückt, du kriechst auf allen vieren. Kein Mitleid. Bloß noch der Schmerz.
Kein Weg zurück
Kein Weg zurück in die Geborgenheit des Unbekannten, die Heimeligkeit des Zwielichts, nicht einmal ein Blick über die Schulter. Keine Umkehr aus dem grell erleuchteten Exil betäubender Aufmerksamkeit ins schnöde Dunkel einer Abstellkammer. Unaufhaltsam versickert die gestohlene Zeit im Abfluss – was bleibt ist längst vergangen, verklärt zu ohnmächtiger Starre. Nichts sonst, woran man sich klammern könnte, kein Fels, keine Wahrheit. Der gebrochene Blick einer Amsel, früh am Morgen eines weiteren Weltuntergangs.