Rettung

Rettung in letzter Sekunde, das bedeutet: dem Leben ein Schnippchen schlagen. Diese Welt, dem Untergang geweiht, verlassen, bevor es zu spät ist – nur damit alles von vorne beginnt. Wir sind wie Kinder im Augenblick des Abschieds, ahnungslos und zielstrebig. Wir geben uns den fremden Stimmen hin, schenken ihnen Glauben. Wir vertrauen der Zukunft, die uns entwurzelt. Wir folgen dem Ruf, der uns für immer von hier entführt.

Ein Licht

Ein Licht am Ende des Tunnels, ein heller Punkt, der deinen Gedanken folgt oder deinen Fingern. Eine Welle, die dich fortspült, versunken in Liebe und Heimweh. Alles ist in Bewegung, eingetaucht in Vergänglichkeit. Alles fließt. Weder Anfang noch Ende. Woran eigentlich erkennt man die Rettung? Niemand wartet, nichts bleibt. Ein Kind geht vorüber. Musik, sterbende Stille.

Verschollen

Verschollen in den Untiefen deines Schweigens. Urplötzlich aus dem Leben gerissen durch ein einziges Wort, das nicht gesagt wurde. Ein winziger Moment der Stille – diese Nadel im Heuhaufen meines Herzens. Ein Tropfen Blut, der die Erinnerung tränkt, dieses scheue Reh am Straßenrand. Ein Licht am Horizont – die Rettung oder bloß ein gefallener Stern? Kein Land in Sicht. Ich folge einer unsichtbaren Spur, geblendet von meiner Einsamkeit.

Dunkelheit

Dunkelheit in meinen Augen, nicht bloß der gewöhnliche Einbruch der Nacht, eher wie eine blasse Erinnerung an das schwindende Licht. All die unsichtbaren Dinge, von denen ich weiß, dass sie nach mir greifen, all das im Schatten Verborgene, all das Unbekannte, das Ungeahnte. Irgendwo dort endet diese Welt, erlischt die Flamme des Wirklichen – mein Leben, das ich für unzerstörbar hielt in ungezählten Momenten übermütigen Glücks. Die letzte Wahrheit wie eine sterbende Funzel in meiner ausgestreckten Hand – zu weit: keine Rettung in Sicht.

Wenige Schritte

Wenige Schritte vom Ende der Welt entfernt, blicke ich in diesen Abgrund der Geschichte, furchtlos, skeptisch, noch immer nicht restlos überzeugt. Irgendwo, sag ich mir, muss diese Welt enden. Nun, da ich an der letzten Grenze stehe, erscheint es mir undenkbar. Was geschieht, wenn ich zu weit gehe? Wird eine unsichtbare Hand mich retten? Oder gibt sie mir den entscheidenden Stoß? Ich sehe hinüber zur anderen Seite – aber es gibt sie gar nicht: die andere Seite, es gibt kein dort drüben. Wie nur könnte ich überhaupt zu weit gehen? Ist es nicht vielmehr, als liefe ich gegen eine Wand? Ich sehe in diesen Abgrund, der wie ein erblindeter Spiegel ist: ich selbst ein Fremder in einer schwindenden Wirklichkeit.

Wenn nichts mehr geht

Wenn nichts mehr geht – fängt dann alles wieder von vorne an? Oder dauert der Stillstand ewig? Gibt es eine Rettung oder bloß einen Fluchtweg? Eine Tür, die sich im richtigen Moment öffnet und rechtzeitig wieder schließt? Ein Fenster? Nein. Da ist nichts, kein Hoffnungsschimmer, kein Bonbon in Glanzpapier. Kein Lichtstrahl, der uns aufrichten könnte. Nur dieses Verlorensein, an das wir uns längst gewöhnt haben. Fast ein Glück, nichts mehr bewegen zu müssen, auszuruhen inmitten der Trümmer unserer Geschichte.