Hinab ins Nichts

Hinab ins Nichts meiner Herkunft. Es gibt kein Zurück – nur die Erinnerung daran, was nicht hätte sein dürfen, das Wissen darum, was niemals sein wird. Hinunter in die dunkle Tiefe des Ursprungs, in die ich eintauche wie in eine stinkende Pfütze. Die Reise einer Wolke an den Abgrund des Himmels. Nichts ist wirklich – es geschieht nur, nicht mehr, nicht weniger. Es geschieht mit mir.

Über den Berg

Über den Berg mit letzter Kraft, den Himmel als Ziel, die Sterne und das, was dahinter ist. Den Gipfel bezwingen, um für den Bruchteil eines Augenblicks die Schwerelosigkeit am eigenen Leib zu erfahren. Danach der Sturz in den Abgrund. Der Fall aus allen Wolken, hinab in eine lächerliche Tiefe. Als ob all die Anstrengung nur beiläufiges Vorspiel gewesen wäre, die Überwindung bloß ein Betrug an der Wahrheit des Scheiterns.

Ozean

Ozean meiner Gedanken, still und unbewegt im einen Moment, aufgewühlt und wild im anderen. Mein Denken verborgen in unendlicher Tiefe, nur ab und zu ein Fragment, das als Strudel emporsteigt, als kleine Woge oder salziger Schaum – unbegreiflich wie eine Sprache im Gewirr sinnloser Laute. Nichts als Rauschen auf dem Grund einer Muschel: vertraut und unbekannt zugleich. Niemand hört zu, niemand sieht hin. Und doch ist es gegenwärtig. Unbewohnt dieses dunkle Meer, aber lebendig, bevölkert von den Möglichkeiten eines unvollendeten Lebens.

Hochmut

Hochmut vor dem Fall – oder ist es ein Sprung, ein freudiger Sturz in die Tiefe, die Bodenlosigkeit meiner Angst? Erst der Aufstieg ins Unermessliche, ins Unbegreifliche, dann, auf dem Gipfel meiner Flucht vor der Wirklichkeit, die schreckliche Leere, die mich unwiderstehlich ruft. Ich weiß nicht, ob meine Füße im Himmel versinken, oder ob mein Kopf sich in die Schwärze der Erde bohrt. Ich falle, aber in die Höhe – die Welt ist verrückt geworden, seit ich sie verließ.

Aus der Tiefe

Aus der Tiefe menschlicher Abgründe erreicht dich mein Schweigen, nichts als Verzweiflung, die in den nächtlich schwarzen Himmel aufsteigt, ohne jemals anzukommen. Dieser ungeschriebene Brief ohne Empfänger. Nichts als Leere, die von dort oben auf mich herabblickt, nichts als Gleichgültigkeit. Keine Gnade, nicht einmal ein mitleidiges Lächeln. Eine halbe Ewigkeit warte ich nun schon – aber worauf? Eine Antwort? Ein Zeichen? Ein Wunder? Unendlich lange harre ich aus – und wofür? Nichts als Ahnungslosigkeit.

Hoch hinaus

Hoch hinaus und höher vor dem Sprung in die Tiefe. Die Nacht prallt von mir ab wie ein Spiegelbild, die Weite des Himmels streckt ihre Arme nach mir aus, Stille hüllt mich ein, während ein Lied durch meinen Kopf weht, eine weit gereiste Melodie aus Kindertagen – als ob die Erinnerung meinen Sturz abbremsen wollte. Aber wessen Kindheit soll das gewesen sein? Ich falle nicht, ich schwimme in meinen Gedanken, lasse mich tragen von der Schwere meiner unausgesprochenen Worte. Ist nicht dieser Augenblick perfekt? Die Welt schließt sich, scheue Blüte eines niemals endenden Frühlings.

In schwarzer Erde

In schwarzer Erde grabe ich nach dem Leben. Mit bloßen Händen wühle ich im Dreck, bohre mich tiefer und tiefer ins unterirdische Reich, unermüdlich wie ein Maulwurf oder wie ein Regenwurm. Ich weiß nicht, wer mich auf die Idee gebracht hat – die Geschichte mit dem Leben ist natürlich nur ein Vorwand. Ich bin überhaupt nicht auf der Suche, ich weiß, dass hier unten nichts zu finden ist. Und um ehrlich zu sein, ich kratze kaum an der Oberfläche dieser Welt. Die Tiefe stößt mich ab, sie spuckt mich aus wie einen unverdaulichen Bissen. Ich mache mir nicht einmal die Hände schmutzig.