Rettung

Rettung in letzter Sekunde, das bedeutet: dem Leben ein Schnippchen schlagen. Diese Welt, dem Untergang geweiht, verlassen, bevor es zu spät ist – nur damit alles von vorne beginnt. Wir sind wie Kinder im Augenblick des Abschieds, ahnungslos und zielstrebig. Wir geben uns den fremden Stimmen hin, schenken ihnen Glauben. Wir vertrauen der Zukunft, die uns entwurzelt. Wir folgen dem Ruf, der uns für immer von hier entführt.

Der letzte Sonnenschein

Der letzte Sonnenschein in den Zweigen eines Baumes wie das Gekreische spielender Kinder. Das letzte Lachen unter freiem Himmel, der letzte Sprung ins Blaue. Bald schon werden wir zu Eis erstarrt sein, leblos und stumm. Wir werden unsere Augen bloß noch öffnen, um in die Dunkelheit zu blicken. Nichts mehr. Keine Welt, die zu bestaunen wäre, kein Lied, dem wir lauschen könnten. Irgendwann begreifen wir, dass wir allein sind. Nichts hat sich verändert. Wie jeden Morgen sind wir in ein fremdes Leben hinein erwacht.

Auf der Straße

Auf der Straße, einfach bloß unterwegs, vorbei an den leeren Fenstern meiner Kindheit, den verlassenen Vogelnestern, die seit einer Ewigkeit in abgestorbenen Bäumen hängen, vorbei an Friedhöfen, die kein Mensch mehr betritt. Wo auch immer ich ankomme, es ist, als wäre ich nie fort gewesen. Selbst in völliger Fremde finde ich mich wieder. All die verblühten Blumen, die ich mir zu einem Kranz flechte, das Lachen der Kinder, namenlos oder ungeboren. Die misstrauischen Blicke der Höhlenbewohner.

Neue Heimat

Neue Heimat am Ende eines langen Weges: das Unbekannte, wenige Meter nur vom Abgrund, dort, wo die Welt sich ins Unbegreifliche verliert. Schlafwandler sind wir, dem Sturm entkommen, unser Denken in Nacht getaucht, unsere Hände in Unschuld gewaschen. Wanderer ohne Ziel, und doch ist unser Leben nichts als Ankunft. Kinder sind wir, ohne Vergangenheit – nichts hält uns auf. Was wir wissen, was wir sind: ein unerforschtes Land, das vor uns liegt.