Die gute Fee

Die gute Fee, die mich zerdrückt mit ihren steinernen Wurstfingern. Die mich anlächelt wie ein Faustschlag ins Gesicht. Schlechte Zeiten für schlichte Gemüter, wenn die Zeichen der Liebe auf Sturm stehen. Wenn der siebte Himmel auf Durchzug schaltet. Bezaubert von den zarten Tönen deiner Glasaugen, dem süßen Geflüster deiner Reißzähne, dem Würgegriff deines Zwinkerns. Kaum zu glauben, wie tief einer fallen kann, der Gottes Hand als Sprungbrett benutzt.

Aus der Tiefe

Aus der Tiefe menschlicher Abgründe erreicht dich mein Schweigen, nichts als Verzweiflung, die in den nächtlich schwarzen Himmel aufsteigt, ohne jemals anzukommen. Dieser ungeschriebene Brief ohne Empfänger. Nichts als Leere, die von dort oben auf mich herabblickt, nichts als Gleichgültigkeit. Keine Gnade, nicht einmal ein mitleidiges Lächeln. Eine halbe Ewigkeit warte ich nun schon – aber worauf? Eine Antwort? Ein Zeichen? Ein Wunder? Unendlich lange harre ich aus – und wofür? Nichts als Ahnungslosigkeit.

Die Welt beherrschen

Die Welt beherrschen, ohne auch nur einen Finger dafür krumm zu machen. Der Traum vom Glück, während ich schlaflos im Bett liege. Ewiges Leben aus dem Geldautomaten. Geht es denn nicht um Frieden, darum, das Vergangene zu vergessen? Mit den Fingernägeln ritze ich meinen Namen in den Asphalt der Straße, bemale meinen Körper mit Zeichen, die mir nichts bedeuten – Worte einer Sprache, die ich nicht spreche. Ich trete auf meinen eigenen Schatten, ohne es zu bemerken. Worte wie Regentropfen an einem wolkenlosen Tag.

Schweigen im Walde

Schweigen im Walde, die wilde Horde ist ausgeflogen, um dir mein Unglück zu verkünden. Wie ausgestorben das Dickicht, während in verschwommener Ferne schwarze Flecken sich zu himmlischen Zeichen auftürmen. Auf dem Holzweg der späte Wanderer, welcher dem schönen Schein des Pfades traute, selbst das Plätschern eines Baches verstummt wie auf Kommando, das spärliche Sonnenlicht erlischt. Vollkommene Schwärze umfängt meine Gedanken, Worte kleben an meiner Zunge, mein Kopf ist ein Sumpf, der bloß noch die Knochen seiner Opfer ausspuckt – ewig unersättlich. Wo bist du in dieser Ausweglosigkeit? Wird die Stille dieser Nacht dich erweichen? Selbst wenn ich einen Weg fände, nichts könnte mich dahin bringen, dir nah zu sein. Dieser Wald ist ein Sarg aus Beton und Stahl.

So leer

So leer am Ende eines langen Tages voller Wunder und Nichtigkeiten. Einsam schwebend zwischen Sprechblasen, verloren vor der eigenen Haustür am Tag meiner Geburt. Ein letzter Tropfen im Glas – unbegreiflich fern, dem Verdurstenden unerreichbar. Niemand, der mir zuhört, wenn ich von Abschied rede, kein Mensch, der mir winkt – es sind ja schon alle gegangen. Bedeutungslosigkeit geheimer Zeichen an allen Ecken und Enden dieser geschrumpften Welt: fliegende Fische im Rinnstein, Riesensterne zwischen parkenden Autos, die verblühte Rose auf einer Mauer. Ich trinke die Welt wie ein wohlschmeckendes Gift, das mit sanftem Trost tötet.

Ins Unbekannte

Ins Unbekannte meiner eigenen Träume versunken wie ein Ertrinkender, dem die Passanten fröhlich zuwinken, am hellichten Tag, inmitten des bunten Treibens, verloren in der Beschaulichkeit des aufkeimenden Frühlings. Geheimnisvolle Zeichen eines kreisenden Raubvogels, so undurchdringlich klar der Himmel, die Nacktheit der Liebenden, Tränen der Kindheit. Aus welcher Höhe bin ich gestürzt? Von welchem Stern? Die Sonne hüllt sich in Schweigen. Blumen am Straßenrand, mit gesenkten Köpfen murmeln sie ihre Gebete. Der Ruf eines Zickleins – ohne Antwort.

Der Weg hinab

Der Weg hinab ins Innere einer längst vergangenen Zeit, hinunter in die Eingeweide der Erde. Ich folge den Zeichen, ahnungslos, ein Blinder auf Schatzsuche. Um mich her die versteinerten Gesichter meiner Ahnen. Kaum genügend Luft für einen einzigen Atemzug. Gedanken wie ein unterirdischer Fluss – ich lasse mich treiben, vertraue mich der sanften Strömung an, die mich ans Ende der Welt trägt, ans Ende meiner Welt. In der Ferne, unsichtbar, schließt sich die letzte Tür, die letzte Kerze verlöscht, während ich dem klagenden Gesang einer Amsel lausche. So friedlich die Stille auf meiner Zunge, schwarz und kalt, wie das restliche Sonnenlicht aus meinen Adern entweicht.