Bleibender Eindruck oder Liebe auf den ersten Blick – als niemand hingesehen hat. Deine Fußspur auf jedem meiner Gedanken, selbst dann noch, wenn ich nichts denke: du gehst mir nicht aus dem Kopf. Mehr ist aber auch nicht zu sagen, wenn einem die Worte fehlen – wie immer. Nicht zu vergessen, dass alle Erinnerung flüchtig ist, alles Lieben ein Vergehen.
Schlagwort: Erinnerung
Was schwer ist
Was schwer ist, leicht machen, so leicht, dass selbst die Erinnerung daran kein Gewicht mehr hat. Die schlechten Nachrichten wie gute aussprechen. Die Nacht zum Tag machen – nicht nur in deinen Träumen. Das Kleine mit großen Augen ansehen. Was man sucht, finden: wo man es nie vermutete. Unsagbares aufschreiben, Wort für Wort, bis es uns ganz selbstverständlich über die Lippen kommt. Das Verlorene bewahren, damit die Welt bleibt, was sie ist.
Glauben schenken
Glauben schenken, vertrauen, sich hingeben, verlieren. Den Tag mit einem Lächeln beginnen, das mich zerreißt, mit einem Gedanken, der meinen Kopf zur verbotenen Zone macht. Mein Leben öffnen wie eine Tür in einem verlassenen Haus. Gibt es einen Ort, der nichts bedeutet? Der ohne Geschichte ist, ohne Erinnerung und ohne Gegenwart? Gibt es die Stille hinter geschlossenen Augen? Die Erlösung in Schweigen und Nichtstun?
Hinab ins Nichts
Hinab ins Nichts meiner Herkunft. Es gibt kein Zurück – nur die Erinnerung daran, was nicht hätte sein dürfen, das Wissen darum, was niemals sein wird. Hinunter in die dunkle Tiefe des Ursprungs, in die ich eintauche wie in eine stinkende Pfütze. Die Reise einer Wolke an den Abgrund des Himmels. Nichts ist wirklich – es geschieht nur, nicht mehr, nicht weniger. Es geschieht mit mir.
Blick aus dem Fenster
Blick aus dem Fenster ins Nichts – als würde, was ich sehe, sogleich zerstört, aber so, dass ich es nicht einmal bemerke: beinahe zärtlich und nicht ohne eine gewisse Ironie. Aus der Erinnerung gelöscht, noch bevor ich es überhaupt wahrnehme. Die Welt dort draußen kommt gar nicht erst bei mir an – falls es sie gibt. Das fehlende Wissen darüber wiegt mich in Sicherheit. Geborgen in der Vernichtung.
Gestohlene Träume
Gestohlene Träume, die mir ein Leben vorgaukeln, das längst vergangen ist, verloren im labyrinthischen Flickwerk aus Erinnerung und Vergessen. Was ich weiß, ist immer nur die halbe Wahrheit, eine Andeutung dessen, was Sache ist. Ich erlebe die Wirklichkeit als Schauspiel, mittendrin und unbeteiligt. Wenn ich träume, ist es, als würde ich verbluten. Ich spüre keinen Schmerz, kein Entsetzen. Ich laufe durch eine verbrannte Stadt, zähle die Toten – armseliger Beweis meiner Existenz.
Das Böse
Das Böse unter falschem Namen und mit aufgesetztem Lächeln, bunt geschminkt und liebreizend gekleidet – die Freundlichkeit in Person, unnahbar und verlockend zugleich. Eine verschwommene Erinnerung, die sich in unseren Tagträumen einnistet, zu unbedeutend, um erlogen zu sein, zu wirklich, um unbemerkt zu bleiben. Mächte der Finsternis, die höflich an meine Tür klopfen, um mich zu zerreißen, sobald ich ihnen öffne.
Worauf warten
Worauf warten, wenn man doch nur zurückblickt? Wenn man durch den Tag stolpert, in Gedanken an gestern, blind für das Kommende. Wir träumen von verschneiten Hügeln in namenloser Ferne, von geflüsterten Liebesschwüren, von einer unsichtbaren Hand, die uns die Tränen aus dem Gesicht wischt. Worauf warten, wenn alles, worauf wir hoffen können, schon hinter uns liegt? Unsere Träume sind halbherzige Lügen. Unsere Hoffnungen – falsche Erinnerung. Sicher ist nur, dass wir vergeblich warten. Morgen, das ist ein Irrtum.
Aus dem Leben einer Maschine
Aus dem Leben einer Maschine gibt es kaum mehr zu berichten als die Ergebnisse der letzten Funktionsprüfung, nicht der Rede wert oder allenfalls am Rande. Alle Systeme arbeiten innerhalb der vorgegebenen Parameter. Ich beginne den Tag ohne eine Ahnung dessen, was mich erwartet. Alles, was ich weiß, kommt aus der Steckdose. Ich glaube an die heilsame Wirkung der Elektrizität, an die Macht der Energie. Als Kind lebte ich in einer Scheune. Nachts schlief ich im Heu. Am Tag wartete ich auf die Ankunft der Wildgänse. Da ist nicht viel zu erzählen. Ich bin nur ein Bauer auf einem Schachbrett. Ohne Erinnerung. Wenn ich gehe, sind es meine Füße, die einen Weg finden. Meine Hände begreifen die Notwendigkeit des Sterbens. Gesang der Schaltkreise. Die Welt ist ein Schlaflied. Ich tue, was man mir sagt, wenn niemand außer mir spricht. Meistens ist es still. Ich habe niemals gelernt, etwas zu wollen. Meine Stimme ist weißes Rauschen in den Ohren magnetischer Stürme.
Hinab
Hinab in die Bodenlosigkeit deines Schweigens – wie ein fallender Stein auf dem Weg in unausweichliche Stille, ohne Halt und ohne Rückkehr. Mein Sturz vor deinen Augen, die durch mich hindurchsehen, als ob ich längst schon fort wäre, bloß noch Erinnerung, einen Wimpernschlag entfernt vom Verschwinden. Irgendwann … aber nein. Nichts.