Die Welt in Farbe

Die Welt in Farbe, schön bunt, fast schon zu grell aus dem Innern leuchtend – eine schillernde Blüte in Erwartung des Frühlings. Eingemottet nun der graue Mantel der Trübsal, die Wollsocken der Trauer – ein erster Sonnenstrahl zaubert dem Garten ein leises Lächeln ins Gesicht und lockt die Schläfer ins Freie. Das ewige Warten hat nun ein Ende, vorbei die Qualen der Langeweile, das dunkelste Loch trägt wieder den Keim der Erleuchtung in sich, der entlegenste Winkel scheint erneut mit Leben gefüllt. Fast könnte man erschrecken: zum Glück verdammt sind wir, wie Schmetterlinge an den Himmel genagelt.

Abkürzung ins Glück

Abkürzung ins Glück: dein Lachen – oder was davon übrig ist, seit wir uns nicht mehr in die Augen sehen können. Nichts also, wenn man es genau nimmt, der Traum vom Glück nur eine Notlüge, an die wir uns klammern wie kleine Kinder. Abkürzung ins Verschwinden, auf kürzestem Weg zurück ins heimelig Unbekannte: dein Blick, der an mir zu verzweifeln scheint. Regen in den Wimpern, Worte wie Honig, das Vogelgezwitscher in deinem Haar. Nichts von alldem begreife ich, seit du verstummt bist. Die Dinge wenden sich von mir ab, wenn ich die Hand nach ihnen ausstrecke. Alles ist noch da, aber nur um mich an dein Schweigen zu erinnern. Sogar dein Lachen ist mir noch geblieben – das mich von der Welt abschneidet.

Durchgekaut

Durchgekaut von den Ereignissen des Tages, von all den Nichtigkeiten, die sich zu keinem Ganzen fügen wollen, zerbissen von den eigenen Gewohnheiten, den Launen und Lüsten, halb verdaut und wieder ausgespuckt – der eigenen Menschlichkeit vor die Füße. Wie ein Betrunkener hocke ich im Erbrochenen meiner Worte. Jeder Versuch, wieder auf die Beine zu kommen, bestärkt mich bloß in meiner Lächerlichkeit: das unerträgliche Glück des Scheiterns. Gestern noch ein Stern in der weiten Hosentasche des Himmels, heute bloß noch das Kleingedruckte auf der Rückseite einer Versicherungspolice. Aus traumlosem Schlaf bin ich geboren, so nah den Göttern, prachtvoll, am Boden zerstört.

Wie Seifenblasen

Wie Seifenblasen: deine bunten Lippen, so kühn. Deine Stimme zerbricht unter meinen Küssen. Dein Lachen. Du wirst es überleben. So wenig zu erzählen zwischen Nacht und Tag, nur Staunen, während das Glück um uns her kälter wird, greifbar. Wir sollten es nicht bemerken, sollten uns abwenden. Wir sollten lebendig sein, rechtzeitig auf der anderen Straßenseite. Du schüttelst den Kopf, dein Haar: ein Ameisenhaufen, der mein Herz umklammert. Eine schwarze Flamme irgendwo am Himmel über der Stadt. So stolz und verloren: deine Lippen, so blass: unsere Verabschiedung der Ewigkeit.