Unterwegs durch nicht enden wollende Nacht, allein auf einer hell erleuchteten Straße, die mich durch versteinerte Schwärze führt. Dumpfe Langeweile in Gedanken an einen unbemerkt verstrichenen Tag. Keine Zeit mehr, die mich in der Welt hielte, kein Himmel, der mich zu Boden drückt, kein Mensch, dem ich ausweiche. Nur die spitzen Schritte eines Schattens. Dem Vergessen auf der Spur. Zerrissen die papierne Stille meines Herzschlags.
Schlagwort: Herzschlag
Sperrgut
Sperrgut – all die Träume, hübsch verpackt in glitzernde Folie oder buntes Papier, all die Hoffnungen, manchmal fast zum Greifen nah und doch aus einer anderen Welt. All die verlorenen Augenblicke, weit zurück oder sogar jetzt – in einem anderen Leben. Dieses einmalige Lachen, das mir nicht aus dem Kopf geht, obwohl es längst verklungen ist. Deine Schritte, deren endloses Echo nun mein Herzschlag ist. All diese Erinnerungen, die uns anhängen wie ein übler Geruch. Letztlich sind wir, was wir mit uns herumtragen. Und selbst wenn wir zum Himmel aufschauen, gehen wir noch gebückt.
Falsches Blut
Falsches Blut in meinen Adern wie ein schleichendes Gift, das sich als Lebenselixier ausgibt. Feiger Verrat, der meinen Körper von innen auffrisst, anstatt die Löcher zu stopfen, all die ungezählten Wunden zu heilen. Nun spüre ich, wie eine Vorahnung des Todes sich in mir ausbreitet, unaufhaltsam, gnadenlos. Ich bin der lebende Beweis für meine Sterblichkeit – als hätte ich das nicht schon immer geahnt. Nun aber ist die Sache ernst, denn mit jedem Herzschlag meißelt sich die Erkenntnis tiefer in mein erzitterndes Fleisch: mein Körper ist diese Krankheit zum Tode.
Im Fieberwahn
Im Fieberwahn sah ich dein Gesicht, so blass, abwesend und freundlich zugleich. Deine Augen waren geschlossen, dennoch fühlte ich mich von deinem Blick durchdrungen. Deine Lippen bewegten sich wie im lautlosen Singsang – unerhörtes Liebesgeflüster, meinem eigenen Traum entsprungen. Dein Haar löste sich in Nebel auf, deine Haut, durchsichtig fast, glühte im Takt deines Herzschlags. So unwiderstehlich groß die Versuchung, dieses Trugbild zu berühren, es wirklich werden zu lassen – und damit zu zerstören.
Einer dieser Tage
Einer dieser Tage, von denen nichts bleibt als vielleicht ein Lächeln eines Passanten im Schaufenster, ein Tag ohne Widerhaken, ein Tag, der längst vorbei ist, aber niemals zu Ende geht. Nun poltert der Wind durch die Straßen wie ein Betrunkener, keine Menschenseele lässt sich mehr blicken, kein verwehter Papierfetzen. Mein Herzschlag auf dem absteigenden Ast, mein letzter Gedanke – eine offene Wunde, in die Gott seinen Finger gelegt hat, ohne mit der Wimper zu zucken. Einer dieser Tage, die gar nicht sein dürften, ohne Abschied, ohne Wiederkehr. Nicht auszuhalten, dieser Tag, der die Welt erschuf.
In kalter Erde
In kalter Erde die letzte Ruhe meiner Sehnsucht. Dem Treiben der Jahreszeiten verborgen, tief in meinem Innern, das Lächeln der Dunkelheit. Keine Zeit, die vergeht, sterbende Sprachen, gärende Gedanken, nicht einmal Landschaften, die der Sturm aufwühlte vor meinen Augen. Stattdessen die nackte Trostlosigkeit, der blasse Schimmer meines Herzschlags im Fortsein. Die schale Gewissheit, unter den Lebenden zu weilen – eine schwindende Erinnerung. Kein Weg führt hierher. Niemand verirrt sich hierher, ohne sich selbst abhanden zu kommen. Keine Besuchszeit. Keine Tür, die sich öffnet und wieder schließt. Kein Fenster. Niemand, der hinausblickt.