Ohne Zweifel

Ohne Zweifel, es ist gut. Wohin in aller Welt mit der Saat meines Glücks? Ich falle vor dir auf die Knie und bin doch größer denn je. Bist du ein Stern oder eine Wolke? Ein Stein am Straßenrand? Eine Vogelscheuche mitten auf dem Acker? Kein Grund zur Klage, nur frage ich mich, was aus dir werden soll, wenn dieses Leben am Ende ist. Ein Sonnenstrahl, der sich in einem leeren Fenster spiegelt. Der zerstochene Reifen eines Autos. Ein toter Schmetterling, der mit ausgebreiteten Flügeln an einem Ast hängt, bereit zum Flug. Da ist nichts, das die Schönheit des Wirklichen widerlegen könnte. Und im Moment des Abschieds wird die Finsternis mein Freund sein.

Reise zur Sonne

Reise zur Sonne, mit dem Kopf voran ins Licht, die Augen weit aufgerissen, um auch nicht einen einzigen Moment zu versäumen. Mit dem Kopf voran, das heißt in Gedanken. Nur so ist es zu ertragen. Eintauchen in den Stern, der dich gebar – ohne zu zögern, ohne einen Blick zurück. Hast du Angst? Brennen wirst du: ein Fünkchen Wahrheit, von der niemand jemals erfahren wird. Nichts wird mehr an dich erinnern, nicht eine Handvoll Staub, doch das ist nicht von Bedeutung. Der Tod selbst ist machtlos im Vorgarten Gottes. Endlich angekommen in dieser Welt ohne Schatten.

Dunkler Stein

Dunkler Stein in meiner Hand, das Herz eines Vogels, der noch immer klagend die Welt umkreist, ein schwarzes Loch in seiner Brust, in welchem alle Hoffnung verschwindet, alle Freude, alles Lachen. Seltsamer Glücksbringer. Die Tage verschläft er in einer Schublade meines Schreibtisches, aus dem er sich nachts erhebt wie ein Stern, der den Himmel durchlöchert. Eine neue Welt in eisiger Ferne, bevölkert von den Träumen der Verstorbenen, mit denen sich die Straße vor meinem Fenster füllt. Auf welcher Seite des Spiegels wütet der Tod? Welchen Weg wählt die verlorene Zeit meiner Einsamkeit? Keine Erinerung, die nicht aus einer grauen Wolkenschar gestiegen wäre, kein Zögern, kein Versäumen ohne die Wegweiser der Schuld. Zärtlichkeit des Vergessens, die nackte Ahnungslosigkeit meines Schweigens.

In Windeseile

In Windeseile um die ganze Welt: die Nachricht von deinem Verschwinden. Fluchtartig hast du diese Welt verlassen, still und heimlich wie ein Dieb. Ein verblassender Stern in der endlosen Weite der Nacht. Ohne ein Wort des Abschieds und der Hoffnung. Wo in dieser Dunkelheit bist du? Welche Unerreichbarkeit ist nun dein Zuhause? Welche unaussprechliche Ferne ziehst du dem Hier und Jetzt vor? Das Echo deiner Stimme wie eine Träne, die ins Meer fällt. Schwarzer Ozean des Vergessens, unbewegt wie ein blinder Spiegel. Ein Ertrinkender auf der anderen Seite – ein Ruf, der keine Spuren hinterlässt.

Fast unbemerkt

Fast unbemerkt der Untergang eines Sterns an diesem Abend, keine Kameras am Sterbebett, kein voreiliger Nachruf in den Notizbüchern der Allwissenden. Heimlich und still, ein Abschied ohne Schmerz und Tränen. Ein letzter Wunsch, den niemand hört, ein letztes Versprechen, unerfüllt wie all die anderen – dennoch ist nicht der richtige Augenblick, über Verfehlungen nachzudenken. Ein Abschied ohne Bedauern, kein Grund zur Aufregung, in wenigen Minuten ist alles vorbei: die halbe Ewigkeit ausgelöscht wie eine schummrige Funzel. Kein Mitleid. Nur die toten Augen der Nacht.

Durchgekaut

Durchgekaut von den Ereignissen des Tages, von all den Nichtigkeiten, die sich zu keinem Ganzen fügen wollen, zerbissen von den eigenen Gewohnheiten, den Launen und Lüsten, halb verdaut und wieder ausgespuckt – der eigenen Menschlichkeit vor die Füße. Wie ein Betrunkener hocke ich im Erbrochenen meiner Worte. Jeder Versuch, wieder auf die Beine zu kommen, bestärkt mich bloß in meiner Lächerlichkeit: das unerträgliche Glück des Scheiterns. Gestern noch ein Stern in der weiten Hosentasche des Himmels, heute bloß noch das Kleingedruckte auf der Rückseite einer Versicherungspolice. Aus traumlosem Schlaf bin ich geboren, so nah den Göttern, prachtvoll, am Boden zerstört.