Schnee in meiner Hand – für den Bruchteil einer Sekunde, bevor er schmilzt. Die Zeit selbst überflüssig wie eine Wolke unter meiner Haut. Dieser Ort so nah dem Vergehen. Licht wird zur Farbe. Schmerz zur Musik. Schlaf zur Unzeit. Diese Welt: aus Wasser gebaut – wie meine Worte, die unbemerkt im Sand verlaufen. Die Wüste breitet sich aus, wenn ich den Mund öffne. Wehe dem, der sich zu sprechen traut. Dieser Augenblick aus leicht entflammbarer Stille.
Schlagwort: Stille
Wohin wir gehen
Wohin wir gehen, wenn wir uns nicht mehr von der Stelle rühren, wenn wir bleiben, wo wir sind, wenn nichts mehr bleibt als dieser Ort, der uns verschwinden lässt. Diese Stille, die uns auffrisst, ohne satt zu werden. Dieses Licht, das uns in den Schatten stellt. Wohin, wenn nichts mehr geht? Was uns bewegt, wenn wir nichts mehr bewegen. Was uns rührt. Was uns berührt. Wenn wir nicht mehr dort sind, wo ich war, sein sollte. Wenn wir fort sind. Hier und jetzt.
Landschaft aus Klang
Landschaft aus Klang, kaum hörbar, viel zu leise, um gesehen zu werden, Stille, die spürbar wird, Farbe, die dich berührt, ein Weg, der dich mitnimmt in die unwirkliche Welt deiner Abwesenheit. Lieder ohne Worte. Musik, die zu sich selbst findet im Augenblick ihres Verklingens. Der Gesang eines sterbenden Vogels, irgendwo in den Zweigen der Dämmerung.
Kein Weg
Kein Weg, der mich zu dir führt, keine Straße. Kein Boden unter den Füßen. Meine Schritte verhallen in trüber Leere. Die letzten Sonnenstrahlen zerschneiden den Flug der Vögel. Kein Wind, der mich fortweht, keine Wolke, die mich trägt. Ich sehe die Welt mit den Augen eines Gefangenen. In meiner Hand das sterbende Herz der Stille. Kein Schrei, der mich zerreißt. Ich lebe die Träume eines Toten. Kein Schlaf, der mich vergessen lässt. Kein Mensch, der mich weckt.
Atemluft
Atemluft wird knapp, hier in den Niederungen des Alltags, wo alles sein Maß hat und seine feste Größe. Ertrinken in Zahlen und Formen, während über mir der Himmel seine Farbe wechselt. Keine Panik. Nur die Beharrlichkeit der Sorge. Ein qualvolles Ersticken – aber nicht zu Tode. Vielmehr als ob man in völlige Dunkelheit und Stille hinein erwachte, aufgeschreckt aus einem Traum von Weite und Freiheit. Keine Ahnung, was sein könnte, morgen oder anderswo, hinter dem schwarzen Vorhang.
Hinab
Hinab in die Bodenlosigkeit deines Schweigens – wie ein fallender Stein auf dem Weg in unausweichliche Stille, ohne Halt und ohne Rückkehr. Mein Sturz vor deinen Augen, die durch mich hindurchsehen, als ob ich längst schon fort wäre, bloß noch Erinnerung, einen Wimpernschlag entfernt vom Verschwinden. Irgendwann … aber nein. Nichts.
Unterwegs
Unterwegs durch nicht enden wollende Nacht, allein auf einer hell erleuchteten Straße, die mich durch versteinerte Schwärze führt. Dumpfe Langeweile in Gedanken an einen unbemerkt verstrichenen Tag. Keine Zeit mehr, die mich in der Welt hielte, kein Himmel, der mich zu Boden drückt, kein Mensch, dem ich ausweiche. Nur die spitzen Schritte eines Schattens. Dem Vergessen auf der Spur. Zerrissen die papierne Stille meines Herzschlags.
Von heute auf morgen
Von heute auf morgen hörst du nicht mehr, was ich zu sagen habe. Vielleicht ging meine Stimme verloren oder die Bestimmtheit meiner Worte. Habe ich das Sprechen verlernt oder das Öffnen meines Mundes? Ohne die gemeinsame Sprache ist der Himmel ein anderer. Die Wolken ziehen richtungslos durch mein Gemüt, unförmig schwimmt die Sonne in einer schwarzen Pfütze aus Stille und Vergessen. Siehst du mich denn noch? Kannst du mir sagen, wo ich bin? Und wo in aller Welt bist du?
Rauschen
Rauschen auf dem Weg zur Musik, bestimmt für die Ohren der Schlafenden, der Träumenden am Rande der Zeit. Ein paar Takte nur, die dich entführen, während du dich selbst vergisst. Klänge wie Regentropfen auf der Haut der Stille. So schlicht und bescheiden wie ein Weltuntergang. Ruhe sanft, der du verloren bist – im Schatten deines eigenen Atems.
Wolkenlos
Wolkenlos die Gedanken – nur für die Dauer eines Wimpernschlags. Das schwache Licht eines ersten Sterns in einem Meer des Schweigens und der Stille. Kein Wort kommt über die Lippen der Dämmerung, kein Geräusch durchdringt die Haut der angehaltenen Zeit. Ein Stein, den die Luft zu tragen scheint, darauf ein Name. Ein Gesicht, begraben im Sandkasten meiner Erinnerung, die Augen geschlossen. Ein Lächeln, das wie Rauch zum Himmel steigt. Die Flamme erloschen.