Fast unbemerkt

Fast unbemerkt der Untergang eines Sterns an diesem Abend, keine Kameras am Sterbebett, kein voreiliger Nachruf in den Notizbüchern der Allwissenden. Heimlich und still, ein Abschied ohne Schmerz und Tränen. Ein letzter Wunsch, den niemand hört, ein letztes Versprechen, unerfüllt wie all die anderen – dennoch ist nicht der richtige Augenblick, über Verfehlungen nachzudenken. Ein Abschied ohne Bedauern, kein Grund zur Aufregung, in wenigen Minuten ist alles vorbei: die halbe Ewigkeit ausgelöscht wie eine schummrige Funzel. Kein Mitleid. Nur die toten Augen der Nacht.

Wovon träumen wir

Wovon träumen wir, wenn unser Leben selbst zu einem Traum geworden ist – ohne Erwachen. Zu einem Griff nach den Sternen in uns, schwarz und stumm. Zu einer Reise ans Ende der Welt. Wenn all die Tode, die wir sterben mussten, umsonst gewesen sind. All die Momente, die zu Asche wurden im Fegefeuer der Erinnerung. All die Stunden in völliger Finsternis. Die Leere zwischen den Zeilen des niemals Geschriebenen. So schweigsam die Welt. Wovon träumen wir, wenn uns nichts mehr zu träumen bleibt?

Der Griff zum Stift

Der Griff zum Stift wie der Gang in eine Grabkammer. Die Wände mit Schriftzeichen übersät: Geschichten der Toten – für wen? Als würde die Zeit selbst gesprächig, unaufhörlich plappernd, eine schwätzende Zeitmaschine. Still und leise dagegen der bestialische Geruch der Fledermäuse. Ich steige hinab in diesen schwarzen Schacht, auf der Suche nach einer Leiche, nach einem Weg aus dem Labyrinth, auf der Suche nach einem Fenster. Je weiter ich vordringe, desto fremder erscheint mir jene Welt, die ich hinter mir ließ.

Hinter dem bekannten Gesicht

Hinter dem bekannten Gesicht: ein Fremder, meine Stimme, irgendwo über den Wolken. Mein Herzschlag im Sinkflug, ohne Eile dem Tod entgegen. Die Treppe ist dort drüben, jede Stufe ein anderes Leben. Du bist der, der da ist: am anderen Ende des Tunnels. Schritte durchs Feuer. Meine Gedanken spiegeln sich in deiner Abwesenheit. Der Mond so nah, die Sterne wie zerbröselte Kekse. Ich erkenne dein Schweigen in meinem Mund, den Schlaf auf deinen Lippen, dein Leben in meiner Hand. Unmöglich, dich zu finden, dein Lächeln, auf der Überholspur.