Weg
ohne Ziel
Schritte ins Ungewisse
ich taste mich vor
blind
Schlagwort: Ziel
Auf der Durchreise
Auf der Durchreise in dieser Stadt, in diesem Leben. Ohne Eile – und doch keine Zeit zum Verweilen. Ein Fremder nur, namenlos, von niemandem erkannt, unsichtbar in der Menschenmenge. Gerade erst angekommen, muss ich schon wieder fort. Kein Ende des Weges in Sicht, kein Ziel, keine letzte Ruhe. Ich besitze nichts außer dem, was ich hinter mir ließ. Nur was ich vor langer Zeit verloren habe, trage ich noch bei mir. Ich schaue nicht zurück, blicke nicht nach vorn. Meine Schritte finden allein, wonach ich längst nicht mehr suche.
Durchhalten
Durchhalten – vom ersten Augenblick an, kaum dass wir das Licht der Welt erblickten. Weitermachen, um nichts anderes ging es seitdem, ohne wenn und aber, die Augen geradeaus, unentwegt auf jenes ferne Ziel gerichtet, von dem wir nicht einmal wissen, ob es tatsächlich existiert. Wir wollen es nicht wissen. Wir wandern durch die Dunkelheit, berauscht von dem, was uns fehlt.
Am Ende
Am Ende erscheint alles so einfach, sagen wir: reduziert, wenn auch nicht unbedingt aufs Wesentliche, eben sehr schlicht, na ja – banal. Das ist kein Grund, den Kopf hängen zu lassen, schließlich stehen auch die Lachenden nackt da, die Begnadeten und die Auserwählten. Keiner ist im Vorteil, keine Menschenseele näher dem Himmel als andere. Dies ist kein Wettlauf, niemand empfängt uns am Ziel, es gibt nichts zu gewinnen. Keine Sieger, wenn alles vorbei ist. Umsonst alle Aufregung, alles Hoffen und Bangen. Alle Eile nur ein vergeblicher Fluchtversuch. Wir rühren uns nicht mehr von der Stelle, da wir alles schon erreicht haben und nichts mehr davon wissen.
Klein anfangen
Klein anfangen, um groß zu enden, besser noch: um niemals zu enden. Wenn es geht, soll es weitergehen. Selbst wenn wir unser Ziel erreicht haben, soll der Weg noch nicht zu Ende sein. Wir hören nicht auf, auch wenn alles schon vorbei ist. Besser ist es, wir fangen gar nicht erst an. Zumindest wollen wir nichts davon wissen, denn jedem Anfang ist das Ende bereits in die Wiege gelegt. Nichts beginnen, um dem Tod ein Schnippchen zu schlagen.
Auf Abwegen
Auf Abwegen oder schon verloren, irgendwo in trostloser Fremde. Nur ein paar Schritte von zu Hause und trotzdem in die Irre gegangen – vielleicht für immer und ohne Wiederkehr. Ein Blick in die falsche Richtung genügt bereits, um das Ziel aus den Augen zu verlieren, selbst wenn man es zuvor gar nicht kannte. Ein Fingerzeig ins Leere oder gen Himmel – schon tappt man im Dunkeln. Alle Mühe umsonst. Der du dich auf den Weg machtest – lasse alle Hoffnung fahren.
Bloß nicht nachlassen
Bloß nicht nachlassen, langsamer werden, aufgeben. Die geringste Unaufmerksamkeit wirft dich aus der Bahn. Deine Heldentaten werden nicht verrechnet. Deine Schwäche ist explosiv. Immer noch besser, du drehst dich im Kreis, als dass du anhältst. Du kannst rennen, springen, fliegen – aufhören kannst du nicht. Es gibt keine Notbremse und kein Sprungtuch. Die Richtung steht unwiderruflich fest. Du kannst den Weg nicht verlassen, ohne dich selbst aus den Augen zu verlieren. Du kannst nicht umkehren, ohne dein Ziel für immer zu zerstören. Weitermachen, sonst nichts.
In den Augen der Maschine
In den Augen der Maschine bin ich nur ein kleines Rädchen, das funktioniert oder nicht, ein kleiner Hebel, der im Ablauf des Ganzen seine Aufgabe hat. Versage ich, blockiere ich das gesamte System, bis ich ersetzt werde. Wie jedes andere Teil bin ich austauschbar. Was zählt, ist die absolute Zuverlässigkeit, tagaus und tagein. Niemand fragt nach meinem Glück, das es außerhalb des großen Werkes nicht geben kann. Niemand kümmert sich um mein Wohlbefinden, solange ich das Zusammenspiel nicht gefährde. Ich tue, wozu ich bestimmt bin. Ich frage weder nach einem Grund noch nach einem Zweck. Von einer Ursache will ich nichts wissen. Das Ziel liegt in mir, in der Gegenwärtigkeit, mit der ich den mir zugewiesenen Platz ausfülle. Ich habe nichts zu befürchten. Die Zeit vergeht im Flug, ohne mich zu berühren. Mein Leben ist eine Wolke, die den Tod in Watte packt.
Ewigkeit
Ewigkeit, das Knirschen unter meinen Schritten, wortlos, unterwegs im Schatten der Zeit. Die große Unbekannte an meiner Seite, schwarz wie das Blut meiner Kindheit, eine Wolke ohne Gesicht, namenlos. Kein Ziel vor Augen, keine Bestimmung. Das Säuseln des Windes in deinem Haar, Flimmern in der Ferne, dein versteinertes Herz, rastlos. Doch das sind nur die blassen Gedanken eines Sterbenden, dem der Rückweg versperrt ist.
Neue Heimat
Neue Heimat am Ende eines langen Weges: das Unbekannte, wenige Meter nur vom Abgrund, dort, wo die Welt sich ins Unbegreifliche verliert. Schlafwandler sind wir, dem Sturm entkommen, unser Denken in Nacht getaucht, unsere Hände in Unschuld gewaschen. Wanderer ohne Ziel, und doch ist unser Leben nichts als Ankunft. Kinder sind wir, ohne Vergangenheit – nichts hält uns auf. Was wir wissen, was wir sind: ein unerforschtes Land, das vor uns liegt.