Staub
wo zuvor
noch Blut floss
verloren in der Wüste
Gedankenlosigkeit
Schlagwort: Blut
Mauern
Mauern
wenige Worte
Fleisch und Blut
die Wirklichkeit dahinter verborgen
undurchdringlich
Zurück ins Labyrinth
Zurück ins Labyrinth, am roten Faden entlang ins Verderben gepflegter Langeweile. Jeder Weg, der uns hinauszuführen schien, bringt uns tiefer hinein: ins Zentrum unserer Angst. Das ist nicht das Ende der Welt – es ist der Kopf eines Adlers auf dem Rumpf einer Schlange, mit Augen, die im Dunkeln das Wort Verzweiflung an die Wände werfen. Alles könnte so einfach sein, wenn wir nicht in diesem Gedanken eingesperrt wären, gefesselt mit den Schnürsenkeln unserer Ahnungslosigkeit. Schritt für Schritt kommen wir uns weiter abhanden, bis von uns bloß noch eine Handvoll Staub übrig ist, eine Laune des Windes, ein Räuspern in der Ferne. Diese unbegreifliche Stadt auf zwei Beinen. In ihren Straßen fließt Blut, und ihr Name ist ein unaussprechliches Verbrechen. Zwecklos, nach Spuren zu suchen, wo niemand außer mir je zuvor gewesen ist. Sinnlos, aus der Haut zu fahren, wenn man nicht weiß, wo man landet. Schließlich sind wir zu Hause, wo nichts an Ort und Stelle ist.
Eine Krankheit
Eine Krankheit wie jede andere: das Leben – Geschenk desTeufels, das man nicht ausschlagen kann. Ein Tröpfchen Blut, das Wunder vollbringt und tötet. Eine Wunde, die sich niemals schließt. Es gibt keine Heilung außerhalb der Sprechzeiten, keine Hoffnung für die Infizierten. Es gibt kein Entrinnen. Der Tod ist nur ein Symptom. Du kannst rennen, aber deine Schritte verenden in der Leere. Du kannst lachen, während deine Stimme in Tränen ertrinkt. Verbirg dich in einer Kiste auf dem Grund des Meeres – und die Dunkelheit wird dich finden.
Kaltes Blut
Kaltes Blut in den Adern des beginnenden Tages. Keine Tränen für die verlorenen Momente eines ganzen Lebens. Was bleibt übrig, wenn wir uns abwenden? So viel zu tun, ob wir es wollen oder nicht, um die Beschaulichkeit unserer kleinen Welt zu bewahren, die Gemütlichkeit unserer Verzweiflung. So lange schon haben wir im Verborgenen gelebt, dass wir uns selbst fremd geworden sind. Nicht einmal ein Name will uns einfallen. Der Blick in den Spiegel ist ein Blick zurück. Wir öffnen unseren Mund, um nichts als Leere zu atmen.
Zum Trost
Zum Trost ein paar Worte, die nichts sagen – als würde man jemanden umarmen, der nicht da ist. Ohne Sinn und Bedeutung, um sicher zu sein, dass jeder es versteht. Leise, fast geflüstert, kaum dass ein Laut über die Lippen kommt – um bloß nicht die Toten aufzustören. Die Abwesenden, Verschwundenen, deren Lachen bloß noch als Schmerz gegenwärtig ist. Deren Fröhlichkeit im Blut einer untergehenden Sonne ertränkt wurde. Die Verlorenen auf ihrer Flucht vor dem sinkenden Stern, der alle Hoffnung in Brand setzt. Worte, die nichts und niemanden erreichen, kraftlos, an der Schwelle zu Stille.
Ewigkeit
Ewigkeit, das Knirschen unter meinen Schritten, wortlos, unterwegs im Schatten der Zeit. Die große Unbekannte an meiner Seite, schwarz wie das Blut meiner Kindheit, eine Wolke ohne Gesicht, namenlos. Kein Ziel vor Augen, keine Bestimmung. Das Säuseln des Windes in deinem Haar, Flimmern in der Ferne, dein versteinertes Herz, rastlos. Doch das sind nur die blassen Gedanken eines Sterbenden, dem der Rückweg versperrt ist.
Verschollen
Verschollen in den Untiefen deines Schweigens. Urplötzlich aus dem Leben gerissen durch ein einziges Wort, das nicht gesagt wurde. Ein winziger Moment der Stille – diese Nadel im Heuhaufen meines Herzens. Ein Tropfen Blut, der die Erinnerung tränkt, dieses scheue Reh am Straßenrand. Ein Licht am Horizont – die Rettung oder bloß ein gefallener Stern? Kein Land in Sicht. Ich folge einer unsichtbaren Spur, geblendet von meiner Einsamkeit.
Schon wieder
Schon wieder am Ende eines Tages angelangt, der so wenig wirklich war wie die versteinerte Wolke in meinem Mund. So bedeutungslos wie der Staub unter meinen Fingernägeln, das Lachen eines Engels, gefangen in meiner geballten Faust. Dieser Tag, der auf Zehenspitzen rückwärts ging, der mit toten Augen durch mich hindurchsah, der mich in den Armen hielt wie ein schlafendes Kind. Nun, da es endet, da Müdigkeit das Blut aus meinen Adern saugt, Dunkelheit mich umgibt wie ein Grab – nun wird mir klar, dass es niemals einen Anfang gab. Und dieser Tag war nichts weiter als ein Funke ohne Feuer.
Weit entfernt
Weit entfernt von aller Tragik, von allem Schicksal, das die Menschen in die Nähe des Göttlichen rückt. Mit beiden Beinen auf dem Boden, dem Irdischen verhaftet, mit Gräsern auf Augenhöhe, nicht mit den Wipfeln der Bäume. Alle Tränen getrocknet, alles Blut, schwarz wie die verkohlte Sonne in meiner hohlen Hand. Alle Freuden ausgekostet, alle Feuer erloschen. Mit winzigen Schritten um die Welt, die so sehr geschrumpft ist, dass sie in meine Hosentasche passt. Himmel ist bloß noch ein Wort mit schalem Nachgeschmack. Man spuckt es aus und kaut weiter.