Was schwer ist, leicht machen, so leicht, dass selbst die Erinnerung daran kein Gewicht mehr hat. Die schlechten Nachrichten wie gute aussprechen. Die Nacht zum Tag machen – nicht nur in deinen Träumen. Das Kleine mit großen Augen ansehen. Was man sucht, finden: wo man es nie vermutete. Unsagbares aufschreiben, Wort für Wort, bis es uns ganz selbstverständlich über die Lippen kommt. Das Verlorene bewahren, damit die Welt bleibt, was sie ist.
Schlagwort: Träume
Gerade rechtzeitig
Gerade rechtzeitig, um dem eigenen Scheitern beizuwohnen, um mitanzusehen, wie das mühsam konstruierte Kartenhaus wieder in sich zusammenstürzt. Das böse Erwachen aus tiefem Schlaf, der mir das süße Lied vom Gelingen vorsäuselte. Nun, da die Augen geöffnet sind, verdünnen sich die Träume zu bloßen Reminiszenzen dessen, was hätte sein können, sein sollen. Nun, da die geheimen Wünsche ans Licht kommen, verschwimmt, was gewiss schien, im Halbdunkel des Unmöglichen.
Aus dem Kopf
Aus dem Kopf heraus in die wirkliche Welt mit den Gedanken, die dir Leben vorgaukeln, die dich glauben machen, du hättest alles unter Kontrolle, du hättest in der Hand, was mit dir geschieht oder nicht – bis sie ans Licht kommen. Erwachen aus den süßen Träumen von Freiheit und Selbstbestimmung, dem dunklen Wahn, der dich umnebelt. Den Schlaf aus den Haaren schütteln, die Müdigkeit aus den Knochen. Der neue Morgen wartet nicht auf dich und beginnt doch nicht ohne dich. Die Zukunft war gestern, wenn du darüber nachdenkst.
Ein neues Leben
Ein neues Leben, gestrickt aus einer Handvoll loser Fäden, die Vergangenheit und Zukunft miteinander verbinden. Mit einem Lächeln versehen, von einem Ohr zum anderen, und einem Namen, der rückwärts buchstabiert eine unaussprechliche Zahl ergibt. Ängste und Sorge, die das Herz in die Mangel nehmen, um zu dem stolpernden Puls des Blutes eng umschlungen Walzer zu tanzen. Wünsche, die sich im Kreis drehen, weichgespülte Hoffnungen, Träume ohne Bild und Ton. Ein Mund, der alle Sprachen dieser Welt verschlingt. Augen aus erloschenen Sternen. Der Atem ein Sturm im Wasserglas.
Gestohlene Träume
Gestohlene Träume, die mir ein Leben vorgaukeln, das längst vergangen ist, verloren im labyrinthischen Flickwerk aus Erinnerung und Vergessen. Was ich weiß, ist immer nur die halbe Wahrheit, eine Andeutung dessen, was Sache ist. Ich erlebe die Wirklichkeit als Schauspiel, mittendrin und unbeteiligt. Wenn ich träume, ist es, als würde ich verbluten. Ich spüre keinen Schmerz, kein Entsetzen. Ich laufe durch eine verbrannte Stadt, zähle die Toten – armseliger Beweis meiner Existenz.
Die Welt retten
Die Welt retten, indem man nichts tut. So funktioniert es, nicht anders. Vom Bett aus dem Verbrechen auflauern, sich noch einmal umdrehen, bevor die Morgenluft den letzten Rest meiner Träume verscheucht. Aus dem Fenster sehen – wie eine Schaufensterpuppe, gelangweilt und verschlafen. Ich wage mich hinaus auf die Straße, stürze mich in die Anonymität, atme die Vergesslichkeit des Alltäglichen. Gleichmütig erwarte ich die Katastrophe, den Untergang – ungerührt. Ich lasse die Dinge auf mich zukommen. Ich laufe nicht weg, ich schließe bloß meine Augen.
Worauf warten
Worauf warten, wenn man doch nur zurückblickt? Wenn man durch den Tag stolpert, in Gedanken an gestern, blind für das Kommende. Wir träumen von verschneiten Hügeln in namenloser Ferne, von geflüsterten Liebesschwüren, von einer unsichtbaren Hand, die uns die Tränen aus dem Gesicht wischt. Worauf warten, wenn alles, worauf wir hoffen können, schon hinter uns liegt? Unsere Träume sind halbherzige Lügen. Unsere Hoffnungen – falsche Erinnerung. Sicher ist nur, dass wir vergeblich warten. Morgen, das ist ein Irrtum.
Kein Weg
Kein Weg, der mich zu dir führt, keine Straße. Kein Boden unter den Füßen. Meine Schritte verhallen in trüber Leere. Die letzten Sonnenstrahlen zerschneiden den Flug der Vögel. Kein Wind, der mich fortweht, keine Wolke, die mich trägt. Ich sehe die Welt mit den Augen eines Gefangenen. In meiner Hand das sterbende Herz der Stille. Kein Schrei, der mich zerreißt. Ich lebe die Träume eines Toten. Kein Schlaf, der mich vergessen lässt. Kein Mensch, der mich weckt.
In meinen Träumen
In meinen Träumen ist es immer Nacht – eine Welt ohne Sonne, ohne die wärmende Glut des Tageslichts. Wohin ich auch gehe, es ist, als bliebe ich stets im Schatten. Kein Hoffnungsschimmer. Nur die Erwartung des Unabänderlichen. Nichts als die Schwärze des Schlafs, die mich einhüllt wie einen Toten. Ungeboren, aber längst gestorben. Es gibt aus diesem Zustand kein Erwachen. Nur die blasse Ahnung eines ersten Atemzugs, der zugleich der letzte wäre.
Auf Zehenspitzen
Auf Zehenspitzen durch die Träume eines anderen, unbemerkt, als Eindringling, der eine fremde Welt auf den Kopf stellt. Ich breche verschlossene Türen auf, zerschlage Fensterscheiben, setze ganze Häuser in Brand. Bei allem, was ich tue, bleibe ich unerkannt, verborgen hinter einer Maske aus gefälschten Erinnerungen. Ich hänge die Sonne am Himmel auf, pflanze Bäume in der Wüste. Ich gieße die Blumen im Vorgarten des Schuldirektors. Ich bin das Chaos. Ich sorge für deinen ungestörten Schlaf.