Tag ohne Licht

Tag ohne Licht – mein Leben nur ein Schatten deines Fernbleibens, ein dunkler Fleck auf diesem weißen Blatt Papier. Ich vermisse dich nicht, ich erkranke an deiner Abwesenheit, als wäre es die natürlichste Sache der Welt. Um ehrlich zu sein, bemerke ich es nicht einmal – ich lausche bloß dem Geflüster in mir, den Gerüchten, die sich im stickigen Dunkel meines Körpers fortpflanzen. Kein Schmerz, nur die dumpfe Taubheit meines Denkens. Ein schwarzes Loch, wo zuvor die Sonne schien, irgendwo in mir oder am Ende der Welt. Diese sinnlose Finsternis lockt mich in ihren Abgrund, verschluckt mich, dieses unaussprechliche Wort ohne Bedeutung.

Ans andere Ufer

Ans andere Ufer, mitten in der Nacht, der Finsternis entgegen. Wortkarg der Fährmann, einem düsteren Traum entstiegen, ganz ohne Gesicht im spärlichen Schein einer flackernden Funzel. Das kalte Wasser umschmeichelt die Dürre meiner Gedanken – was nur will ich dort, auf der anderen Seite? Jetzt. Um diese Zeit. Von einem Schatten lasse ich mich ins Ungewisse führen, dorthin, wo ich mich verliere.

Sieben Leben

Sieben Leben, die du an einer Hand abzählen kannst, um daran zu sterben. Kopfüber tauchst du ins Eiswasser des Vergessens, du öffnest deine Augen in völliger Finsternis, ohne zu wissen, woher du kommst und wohin du gehst. Ein neuer Mensch auf dem Sprung in eine bessere Welt. Sieben Leben, von denen kein einziges genügt, weil du dir selbst fremd bist. Du gehst diesen Weg, unbeirrbar, mit schlafwandlerischer Sicherheit – doch es ist nicht dein Ziel, zu dem er dich führt. Es ist nicht dein Herz, mit dem du hausieren gehst. Nicht dein Gesicht im Spiegel, den zu zerschlägst.

Kraftlose Schönheit

Kraftlose Schönheit unter freiem Himmel. Die Armseligkeit meines Denkens, so fern der Heimat. Auf dieser Seite des Spiegels bin ich ein Fremder, den Menschen ein Rätsel, ohne Gesicht, namenlos, Sand in den Händen des einen Gottes, der mich vergisst, noch während er mich ansieht. Lichtjahre sind es, die uns trennen – in völliger Finsternis.

Unendliche Weiten

Unendliche Weiten der Angst, dieser Schwarm sterbender Vögel in meinem Blut, in meiner Einsamkeit. Was schon weiß ich von ewiger Verdammnis? Ein Sklave des Lichts und der Farben inmitten der Finsternis, ein Reisender bin ich, der sein Ziel niemals verließ. Nichts als Ferne, wohin ich auch blicke. Kein Wunder, dass ich mir selbst ein Fremder bleibe, wohin ich auch gehe. Ich gehe nicht, ich bin längst fort. Nichts hält mich. Ich falle, wo keine Tiefe ist, keine Höhe – zaghaft sogar noch im Sturz.

Wovon träumen wir

Wovon träumen wir, wenn unser Leben selbst zu einem Traum geworden ist – ohne Erwachen. Zu einem Griff nach den Sternen in uns, schwarz und stumm. Zu einer Reise ans Ende der Welt. Wenn all die Tode, die wir sterben mussten, umsonst gewesen sind. All die Momente, die zu Asche wurden im Fegefeuer der Erinnerung. All die Stunden in völliger Finsternis. Die Leere zwischen den Zeilen des niemals Geschriebenen. So schweigsam die Welt. Wovon träumen wir, wenn uns nichts mehr zu träumen bleibt?

Tiefe Finsternis

Tiefe Finsternis am hellichten Tag: mein Herz, jener unbekannte Ort hinter den Bergen aus Traurigkeit. Ohne Hoffnung breche ich auf, begebe mich auf den Holzweg, umnachtet, betrübt. Der schwarz gefiederte Schrei einer Krähe – wunderliches Tier, nicht einmal du willst mich begleiten. Wohin verliere ich mich? In welche Abgeschiedenheit, welche Unauffindbarkeit? Die schwankende Erde unter meinen Füßen, maßlos das Treiben schwerer Wolken vor gähnendem Himmel. Wie ein Betrunkener stolpere ich in die Stille. Ein letzter Blick zurück: ohne jede Ahnung, woher ich komme. Dort also bin ich gewesen, wo nichts ist als Aufbruch.