Zurück ins Labyrinth, am roten Faden entlang ins Verderben gepflegter Langeweile. Jeder Weg, der uns hinauszuführen schien, bringt uns tiefer hinein: ins Zentrum unserer Angst. Das ist nicht das Ende der Welt – es ist der Kopf eines Adlers auf dem Rumpf einer Schlange, mit Augen, die im Dunkeln das Wort Verzweiflung an die Wände werfen. Alles könnte so einfach sein, wenn wir nicht in diesem Gedanken eingesperrt wären, gefesselt mit den Schnürsenkeln unserer Ahnungslosigkeit. Schritt für Schritt kommen wir uns weiter abhanden, bis von uns bloß noch eine Handvoll Staub übrig ist, eine Laune des Windes, ein Räuspern in der Ferne. Diese unbegreifliche Stadt auf zwei Beinen. In ihren Straßen fließt Blut, und ihr Name ist ein unaussprechliches Verbrechen. Zwecklos, nach Spuren zu suchen, wo niemand außer mir je zuvor gewesen ist. Sinnlos, aus der Haut zu fahren, wenn man nicht weiß, wo man landet. Schließlich sind wir zu Hause, wo nichts an Ort und Stelle ist.
Schlagwort: Staub
Scheitern
Scheitern als Vorwand für die Unfähigkeit, es zu versuchen – was auch immer. Wir klammern uns an Ziele, die wir zu erreichen vorgeben, während wir unser Heil im Rückblick finden. Wie wichtig wir doch sind, wenn uns nichts mehr gelingt. Wie schön und unvergänglich: verglühende Sterne auf dem Höhepunkt ihrer Selbstverschwendung. Unbedeutender denn je. Harmlos. Wir werden zu Staub angesichts unserer Möglichkeiten. Die Welt bloß ein fruchtloses Schauspiel. Wir sind, was wir wollen, wenn wir nichts mehr können.
Ein einziges Wort
Ein einziges Wort würde genügen – ob als leiser Trost oder Erlösung. Ein einziges, unbedeutendes Wort, das nichts sagt, das zu schwach ist, um einen Stein zu erweichen. Und doch rettet es die Welt. Es könnte ungehört verhallen, verklingen im Staub all der seit Menschengedenken vergeudeten Zeit. Es könnte noch auf den Lippen dieses Augenblicks ersterben. Es könnte im Geschrei der Sterne ertrinken. Dieses eine, einzige Wort wäre zweifellos die Wahrheit. Eine zweite Chance wird es nicht geben.
Ein Anfang
Ein Anfang, irgendwo in der Mitte des Weges. Eine geöffnete Tür auf halber Strecke – ins Unbekannte. Zähle nicht die Schritte, die aus dem Dunkel herausführen, nicht die Steine, die unter deinen Schritten zu schwarzem Staub zerfallen. An diesem Punkt beginnt dein Leben erneut, vielleicht gerade in dem Augenblick, da du dich umschaust, zurückblickst. Woran denkst du, während du strauchelst? Ohne Netz und doppelten Boden.
Zwei Sonnen
Zwei Sonnen auf dem Weg durchs Sperrgebiet des Glücks, verloren in der Kälte des Weltraums, wo am Ende nur überlebt, wer verbrennt. Ein Körnchen Wahrheit in den Mühlen Gottes, reingewaschen von den Sünden dieser Welt. Ein sterbender Mond im Auge der Erinnerung, das fahle Gesicht einer Unbekannten, schön wie eine Blume, die nach Luft ringt, dort, wo alles nur noch Staub ist und Einsamkeit.
Nichts
Nichts außer der stillschweigenden Erwartung, dass etwas sein müsse. Kein Staub auf den leeren Bücherregalen, keine Spinnweben in den dämmrigen Winkeln des unbewohnten Zimmers. Alles Wissen dieser Welt unter einem Fingernagel, alles Leben hinter Glas. Die besänftigende Leere des Vergessens – wie der Blick aus dem Fenster, Tag für Tag unverändert, die Aussicht auf eine Landschaft ohne Vergangenheit, menschenleer und ausgestorben. Vielleicht noch ein Lüftchen in den kahlen Zweigen der Bäume, ein vertrockneter Grashalm auf einer Mauer, ein Fußabdruck auf verwachsenem Weg. Nichts wird sich ändern, wenn ich fort bin.
Reise zur Sonne
Reise zur Sonne, mit dem Kopf voran ins Licht, die Augen weit aufgerissen, um auch nicht einen einzigen Moment zu versäumen. Mit dem Kopf voran, das heißt in Gedanken. Nur so ist es zu ertragen. Eintauchen in den Stern, der dich gebar – ohne zu zögern, ohne einen Blick zurück. Hast du Angst? Brennen wirst du: ein Fünkchen Wahrheit, von der niemand jemals erfahren wird. Nichts wird mehr an dich erinnern, nicht eine Handvoll Staub, doch das ist nicht von Bedeutung. Der Tod selbst ist machtlos im Vorgarten Gottes. Endlich angekommen in dieser Welt ohne Schatten.
Schon wieder
Schon wieder am Ende eines Tages angelangt, der so wenig wirklich war wie die versteinerte Wolke in meinem Mund. So bedeutungslos wie der Staub unter meinen Fingernägeln, das Lachen eines Engels, gefangen in meiner geballten Faust. Dieser Tag, der auf Zehenspitzen rückwärts ging, der mit toten Augen durch mich hindurchsah, der mich in den Armen hielt wie ein schlafendes Kind. Nun, da es endet, da Müdigkeit das Blut aus meinen Adern saugt, Dunkelheit mich umgibt wie ein Grab – nun wird mir klar, dass es niemals einen Anfang gab. Und dieser Tag war nichts weiter als ein Funke ohne Feuer.
Ich weiß nicht
Ich weiß nicht, ist es schon das Ende – ein Zug, der in voller Fahrt entgleist, lautlos wie die Erinnerung an einen Traum. Ist das schon alles? Ein paar Zeilen in der Zeitung, die niemand liest. Staub, der – kaum aufgewirbelt – sich bald schon wieder legt. So schnell also wäre es vorbei: schmerzhaft, aber mühelos. Ein Schrei, der die Dunkelheit zerreißt. Ein Vogel, der aus heiterem Himmel auf die Erde stürzt. Kein Weltuntergang, wie es scheint. Keine Vergebung der Sünden. Ich weiß nicht, hat es wirklich schon begonnen?
Fast schon vergessen
Fast schon vergessen, was gestern gewesen ist, verblasst, was vor wenigen Stunden unendlich bedeutsam schien, verloren, was ich eben noch für mein Leben hielt. Dennoch vermisse ich nichts. In diesem Augenblick erscheint mir, was ist, komplett. Die kleine Fliege an der Wand, der Staub auf der Fensterscheibe, das Gelächter auf der Straße, sogar die Regenwolke in der Ferne. Als ob alles einen Sinn ergäbe – ohne mich.