Es bewegt sich

Es bewegt sich, es lebt, es verdreht die Augen im Schlaf – dieses unbekannte Wesen, das meinen Namen trägt. Es atmet, hustet, manchmal spricht es sogar, gibt unverständliche Laute von sich – oder sind es Worte in einer fremden Sprache? Es schreit. Es lächelt von Zeit zu Zeit. Ist dieses Gesicht menschlich? Manches darin erscheint so vertraut. In anderen Momenten ist es wie versteinert, erstarrt in Todesangst oder bloß abwesend. Es fühlt etwas, wo nichts ist – und umgekehrt. Urplötzlich beginnt es zu singen. Es hört Musik, wo keine ist. Es denkt Undenkbares. Es ist da, in seiner Abwesenheit. Dann erhebt es sich, öffnet die Tür, es verlässt den Raum – auf Zehenspitzen. Es verschwindet, macht sich aus dem Staub. Es ist nicht aufzuhalten.

Meine Abwesenheit

Meine Abwesenheit. Ich berichte aus dem Inneren eines lautlosen Krieges, dessen tödlichste Waffe das Schweigen ist. Vielleicht bin ich dir nah, während all das vergeht, was eben noch Wirklichkeit war. Mit der Zuversicht eines Unsterblichen bin ich der Welt abhanden gekommen. Schlafende Schöne, niemand wird dich wecken, nicht die leiseste Ahnung kann einen Schatten auf deine Stirn werfen, kein Lächeln auf den Lippen, keine Rettung in Sicht. Ich wende mich ab, ungerührt, blutend, gleichgültig wie ein Seufzer des Windes am Straßenrand.

Aus dem Fenster

Aus dem Fenster der Blick, ohne Halt, ohne Ruhe, rastlos auf der Suche nach einem Weg, der zurückführt ins Innere der Welt, zurück in mein erträumtes Leben. Wie ein Fremder starre ich durch mich hindurch, abwesend, gedankenlos. Der leere Blick in meine Abwesenheit. Wie ein Toter. Wohin mit all der Leere? Wohin mit all dem, das nicht ist? Das nicht einmal gedacht werden kann? Hinter einem Fenster, in einem Haus auf der anderen Straßenseite: ein Schatten. Kein Gesicht, keine Augen, keine Hände. Nur dieser graue Fleck. Nichts Menschliches. Kein Mensch, der mich beobachtet, der mich durchschaut. Nur dieses Fenster.

Hinter dem bekannten Gesicht

Hinter dem bekannten Gesicht: ein Fremder, meine Stimme, irgendwo über den Wolken. Mein Herzschlag im Sinkflug, ohne Eile dem Tod entgegen. Die Treppe ist dort drüben, jede Stufe ein anderes Leben. Du bist der, der da ist: am anderen Ende des Tunnels. Schritte durchs Feuer. Meine Gedanken spiegeln sich in deiner Abwesenheit. Der Mond so nah, die Sterne wie zerbröselte Kekse. Ich erkenne dein Schweigen in meinem Mund, den Schlaf auf deinen Lippen, dein Leben in meiner Hand. Unmöglich, dich zu finden, dein Lächeln, auf der Überholspur.

An manchen Tagen

An manchen Tagen ist dein Schweigen unerträglich, so verletzend, was du nicht aussprichst, in dir begräbst wie eine lästige Erinnerung. Nicht deine Abwesenheit ist es, die mir zu schaffen macht, nicht dein Verstummen in der Ferne. Ich rufe dich, aber wie in einem Traum, der dich nicht erreicht. Meine Stimme ist ohne Halt, und aus dem Traum gibt es kein Erwachen. Meine Worte strecken sich dir entgegen wie die Hand eines Ertrinkenden. Die Gleichgültigkeit, mit der du meinem Blick ausweichst. Deine Sorglosigkeit, die mich anlächelt. Deine Unfehlbarkeit.