Fehl am Platze: der stechende Schmerz deines Lächelns in meiner Brust, so unwirklich, dass ich mich frage, wie ich gestern noch glücklich sein konnte. Das Sonnenlicht deiner Augen – als ob die Welt nicht längst schon viel zu hell wäre. Die Stille im Schatten deiner Schritte, von denen keiner dich zu mir führt oder auch nur in meine Nähe. Keine Spur von mir in deinen Gedanken. Selbst wenn ich schreien könnte, perlten meine Worte von dir ab – wie Regentropfen von einem undurchsichtigen Fenster. Deine ungestörte Ruhe, so heilig wie meine Wut, die dich niemals erreicht.
Schlagwort: Stille
Über den Wolken
Über den Wolken – grenzenlos die Freiheit, sich zu verlieren. Der Mörder neben dir, so friedlich, blaue Augen, die dir den Himmel versprechen. Was zählt, ist der Boden unter den Füßen, Vertrauen in die Illusion, die dich vor dem Absturz bewahrt. Ganz leise bohrt sich die Angst in dein Herz, die unerträgliche Stille kurz vor dem Erwachen. Du erinnerst dich, du weißt, dass irgendetwas fehlt – für immer verschwunden.
Zum Trost
Zum Trost ein paar Worte, die nichts sagen – als würde man jemanden umarmen, der nicht da ist. Ohne Sinn und Bedeutung, um sicher zu sein, dass jeder es versteht. Leise, fast geflüstert, kaum dass ein Laut über die Lippen kommt – um bloß nicht die Toten aufzustören. Die Abwesenden, Verschwundenen, deren Lachen bloß noch als Schmerz gegenwärtig ist. Deren Fröhlichkeit im Blut einer untergehenden Sonne ertränkt wurde. Die Verlorenen auf ihrer Flucht vor dem sinkenden Stern, der alle Hoffnung in Brand setzt. Worte, die nichts und niemanden erreichen, kraftlos, an der Schwelle zu Stille.
Verschollen
Verschollen in den Untiefen deines Schweigens. Urplötzlich aus dem Leben gerissen durch ein einziges Wort, das nicht gesagt wurde. Ein winziger Moment der Stille – diese Nadel im Heuhaufen meines Herzens. Ein Tropfen Blut, der die Erinnerung tränkt, dieses scheue Reh am Straßenrand. Ein Licht am Horizont – die Rettung oder bloß ein gefallener Stern? Kein Land in Sicht. Ich folge einer unsichtbaren Spur, geblendet von meiner Einsamkeit.
Hand in Hand
Hand in Hand, die Augen geradeaus, keine geheimnisvollen Blicke, kein Flüstern und kein Murmeln – vor uns das schwarze Loch, auf das wir zusteuern wie Schiffbrüchige, nur knapp dem Untergang entronnen, glücklich in unserem Halbschlaf, der uns die Träume ebenso vorenthält wie die Wirklichkeit. Keine Engel, die unseren Weg kreuzen, wir sind allein. Die Zeit hat nichts mehr zu sagen – es ist die Stille, die zu uns spricht, der undurchdringliche Schatten unserer Sprachlosigkeit.
Mit der Wand durch den Kopf
Mit der Wand durch den Kopf, wenn nichts mehr geht oder nichts mehr von Bedeutung ist. Am Ende nichts als Schweigen im Walde, das Exil der Stille, dem schnöden Tageslicht verborgen. Nichts als stumme Blicke, die von den Dingen abperlen, dem Wirklichen fremd wie das Geräusch einer fallenden Feder auf befahrener Straße, mitten in der Stadt vielleicht – oder einfach nur in meiner Vorstellung. Seltsam, wie alles sich mir zuwendet, als würden der Leere Ohren wachsen, nur um meinen zaghaften Schritten zu lauschen, meinem stockenden Atem – meiner Sprachlosigkeit.
Das Blau des Himmels
Das Blau des Himmels über einer Brücke, die im Nichts zu enden scheint, irgendwo auf der anderen Seite dieser undurchsichtigen Endlosigkeit. Niemand setzt einen Fuß darauf, ohne sich von allem zu verabschieden, was ihn im Leben hielt. Was auch immer dich dort erwartet, wird aus dir einen Fremden machen, einen Schatten deiner Vergangenheit. Vielleicht aber sind dort die Schatten lebendiger als hier die Lebenden. Wenn der Nebel nicht wäre, könnte man wohl die kostümierten Engel mit ihren aufgemalten Gesichtern erkennen, das bunte Treiben verlorener Seelen. Mit geschlossenen Augen hört man sogar die Musik, ein unbestimmtes Raunen, fast ein Seufzen der Stille. Wir hören und sehen nur, was in uns ist – im Grunde nichts, mehr als wir ertragen.
Wolken ziehen auf
Wolken ziehen auf, verdunkeln das lichte Blau des Himmels. Ein Vogel im Sinkflug, das Gezwitscher in den Bäumen verstummt. Für einen Augenblick nichts als Stille, vielleicht ein leises Rauschen, als ob der Lärm dieser Welt zu feinem Staub zermahlen wäre. All die Gedanken der Wachenden, die Träume der Schlafenden – ich höre sie: wie man das Gras wachsen hört, wie man die Zeit vergehen hört im Innern einer Sanduhr. Manchmal, wenn man es am wenigsten erwartet, kommt die Welt zur Ruhe, man könnte meinen: sie steht still – doch es ist wie im Auge eines Sturms. Gespannt warten wir auf die Ankunft des Schlimmeren.
Schweigen im Walde
Schweigen im Walde, die wilde Horde ist ausgeflogen, um dir mein Unglück zu verkünden. Wie ausgestorben das Dickicht, während in verschwommener Ferne schwarze Flecken sich zu himmlischen Zeichen auftürmen. Auf dem Holzweg der späte Wanderer, welcher dem schönen Schein des Pfades traute, selbst das Plätschern eines Baches verstummt wie auf Kommando, das spärliche Sonnenlicht erlischt. Vollkommene Schwärze umfängt meine Gedanken, Worte kleben an meiner Zunge, mein Kopf ist ein Sumpf, der bloß noch die Knochen seiner Opfer ausspuckt – ewig unersättlich. Wo bist du in dieser Ausweglosigkeit? Wird die Stille dieser Nacht dich erweichen? Selbst wenn ich einen Weg fände, nichts könnte mich dahin bringen, dir nah zu sein. Dieser Wald ist ein Sarg aus Beton und Stahl.
Wie ein Vogel
Wie ein Vogel in den Untiefen des Schlafs versinkt, lautlos singend, zum Sterben geschmückt, so verliere ich mich an die Stille. Meine Träume an Wolken gefesselt, meine Worte mit Nacht getränkt. Seit einer Ewigkeit schon auf der Flucht. Ich laufe davon, ohne mich umzudrehen, ohne zu wissen, wer oder was mich verfolgt. Ohne Ziel, ohne Richtung. Ich renne, aber ohne mich von der Stelle zu bewegen. Meine Schritte sind wie Sternschnuppen, stolpernd küsse ich den Boden, stürze, setze zum großen Sprung an in die schwarzen Klauen der Bewusstlosigkeit.